von Poznanski, Ursula
Carolin arbeitet als Blumenhändlerin auf dem Wiener Zentralfriedhof – unscheinbar, unauffällig und vor allem sicher. Bis ein Blumengruß aus der Vergangenheit sie aus ihrem sicheren Alltag aufschreckt. Denn Carolin befindet sich im Zeugenschutzprogramm und der Blumengruß kommt von Robert, ihrem ehemaligen Kontakt bei der Polizei. Jetzt muss sie erneut für ihn den Spitzel spielen und nach München reisen – immer im Hinterkopf behaltend, dass das Verbrecher-Syndikat, das sie einst ausspionierte, noch immer hinter ihr her ist.
Ursula Poznanski ist eine hervorragende Thriller-Autorin, die es wunderbar versteht ihre LeserInnenzu fesseln und mit ihrer Hauptfigur mitfiebern zu lassen. Am ersten Band ihrer neuen Thriller-Reihe gefiel mir besonders gut, dass die Handlung zwar unblutig verläuft, aber dennoch hochgradig spannend ist. Der Roman ist aus der Ich-Perspektive und im Präsens verfasst. So lässt Ursula Poznanski die LeserInnen in Carolins Rolle schlüpfen. Trotzdem erfährt man kaum etwas über die Heldin der Geschichte – eben ganz genau so wie man es sich bei einer Person im Zeugenschutzprogramm vorstellt. Genau das gefiel mir sogar noch besser als die Handlung selbst: das doppelte Mysterium Täter zu entlarven und mehr über Carolin herauszufinden. Man wird als LeserIn also gleich vor zwei Rätsel gestellt.
Vantias ist ein toller Roman für alle, die Thriller mit mysteriösen Hauptcharakteren lieben.
von Manfred Spitzer; Norbert Herschkowitz
Dr. Dr. Manfred Spitzer, der bedeutendste Gehirnforscher Deutschlands und Norbert Herschkowitz, Kinderarzt und Hirnforscher, haben sich zusammengetan und dieses wundervolle Buch zur geistigen Entwicklung von Kinder vom ersten bis zum 12. Lebensjahr erschaffen. Anschaulich und unterhaltsam stellen Sie die „Meilensteine der Entwicklung“, die ein Kindergehirn durchläuft und legen dar, wie Eltern die geistige Entwicklung ihres Kindes fördern und unterstützen können.
Das Tolle an diesem Buch ist, dass es in vier Hauptkapitel gegliedert ist. Der Seitenumfang der einzelnen Kapitel zeigt gleich wie stark sich Kinder besonders in den ersten Lebensjahren verändern. Nach jedem größeren Kapitel einen kurzen Abschnitt gibt, der die wichtigsten Punkte noch einmal zusammenfast. So kann man sich das Lesen gut einteilen, wenn man nicht alle Informationen in einem Schwung aufnehmen möchte. Trotzdem werden die Entwicklungsschritte so bildlich und ausdrucksvoll dargestellt, dass es möglich ist, das Buch in einem Schwung durchzulesen.
Zudem nutzen die Autoren auch lustige Beispiele, um das Thema „Entwicklungspsychologie“ aufzulockern. Sie verwenden auch oft die „Ich“-Form, was vermuten lässt, dass einige der Beispiele direkt aus dem Leben der beiden Autoren stammen.
Ein tolles Buch für jeden, der sich für die kindliche Entwicklung interessiert, und etwas über dieses Thema auf eine einfach verständliche und lockere Weise lernen möchte.
von Manfred Spitzer; Norbert Herschkowitz
Amani weiß, Wiederstand gegen die Vath, die aus einer andern Galaxie kamen und ihren Heimatmond unterworfen haben, ist zwecklos. Eines Tages, während ihrer Reife-Feier, dem Festtag ihres Erwachsenwerdens, wird Amani von Vath-Androiden entführt und in den Herrscherpalast der Vath gebracht. Dort stellt sie fest, dass sie Vath-Prinzessin Maram wie ein Ei dem anderen gleicht.
Somaiya Dauds Debütroman vereint Liebesgeschichte, Spionage-Spannung und Science-Fiction-Abenteuer auf eine wundervoll ausgewogene Weise. Keine Genre bekommt die Überhand oder den Vorzug.
Die 18jährige Amani ist ein starker Hauptcharater, die nach anfänglichen Schwierigkeiten ihr Schicksal zwar akzeptiert, aber sich selbst nie aufgibt – egal wie sehr andere sie verändern wollen. Zudem ist sie stets bemüht, ihre prekäre Lage zu verbessern – ohne dies auf Kosten anderer zu tun. Somaiya Daud erschafft in Mirage Die Schattenprinzessin eigene Welten mit eigenen Kulturen und eigenen Traditionen, die einen wundervollen fremdländisch-vertrauten Charme ausstrahlen. Außerdem sind gerade die recht unterschiedlichen Traditionen der Vath und der Kushaila wichtig für die Handlung und fließen immer wieder in sie hinein.
Besonders gut gefiel mir der starke Hauptcharaker und die recht zwiespältige Beziehung, die sich zwischen Amani und Maram (und Amani und Idris) im Laufe der Geschichte entwickelt. Das offene Ende lässt auf eine Weiterführung der spannenden Liebesgeschichte auf einer andern Welt hoffen.
Ich empfehle Mirage jedem, der eine gute Mischung aus Spannung, Liebe und Science-Fiction sowie starke weibliche Hauptcharaktere mag.
von Andrea Martin
Robin lebt bei seinem Großvater in Oaksend. In der Schule wird er gehänselt und meist verbringt er den Nachmittag allein. Als er sich beim Druidenstein ganz in der Nähe der Stadt einen Freund wünscht ahnt er noch nicht, dass dies der Beginn eines tollen Abenteuers und einer monstermäßigen Freundschaft ist.
Liebenswürdige Hauptcharaktere, interessante neue Geschöpfe und Erfindungen wie das Hatchpatch sind nur drei Dinge, die Die Monsterprüfung. Die Geheimnisse von Oaksend zu einer tollen neuen Lektüre machen. Die Autorin, Andrea Martin, legt in ihrem Jugendbuch viel Wert auf Freundschaft, Hilfsbereitschaft und Fantasie. Besonders gut gefällt mir auch, dass ihre Monster keine Monster im klassischen Sinn sind, sondern sogenannte Schutzmonster, die Kinder beschützen. Zudem zeigt Andrea Martin in ihrem Fantasy-Buch, dass Gut und Böse nicht immer offensichtlich sind und man andere nicht aufgrund ihres Äußeren oder ihrer Eigenheiten ausschließen sollte.
Dieses Buch ist super für alle, die sich auch ab und an ein Schutzmonster wünschen.
von Andrea Martin
In Winterbergs letzte Reise geht es um den Altenpfleger Jan Kraus, der der den 99jährigen Wenzel Winterberg auf einer letzten Reise begleitet - sowohl metaphorisch als auch tatsächlich - von Berlin nach Sarajevo in die Vergangenheit und zu Winterbergs erster Frau, Lenka.
Jaroslav Rudiš wechselt zwischen langen, verschachtelten Sätzen für die Erzählungen der beiden Männer und kurzen, prägnanten Aussagen für momentanes Geschehen. So stehen kurze Momente langen Ausschweifungen gegenüber.
Besonders gut gefällt mir, dass Winterberg und Kraus nicht einfach von einem Punkt zum anderen Reisen sondern Umwege nehmen. Die beiden machen eine Reise in die Vergangenheit zu den verschiedenen Stationen in Winterbergs Leben. Immer auf den Spuren Lenkas. Bis am Ende Klarheit und Wahrheit auf beide warten.
Während der Reise lernen sich die beiden Männer immer besser kennen und vertrauen einander nach und nach auch ihre Geheimnisse an. Trotzdem spürt man beim Lesen eine gewisse Hass-Liebe. In gewissen Momenten möchte der eine lieber vom anderen fort, kann ihn aber nicht alleine lassen. Aus Pflichtgefühl. Aus Mitleid. Oder weil es alleine nicht geht.
Rudiš Roman ist keine Geschichte für Zwischendurch sondern die tragische Erzählung zweier vom Leben gezeichneter Männer. Ich empfehle Winterbergs letzte Reise jedem der Reisegeschichten, Geschichte und das Unerwartete liebt.
von Peter Iwaniewicz
Der Autor, Dr. Peter Iwaniewicz, Biologe und Kulturökologe mit Wortwitz und scharfer Beobachtungsgabe, beschreibt humorvoll die gespaltene Beziehung des Menschen zu Flora und Fauna. Ganz nebenbei erfahren wir zudem, warum der Wombat würfelförmigen Kot produziert, bzw. welche Spinne komische Punkte auf der Haut hinterlässt.
Wissenswert, interessant und äußerst unterhaltsam. >> Menschen, Tiere und andere Dramen<< kann ich nicht nur Tierfreunden ans Herz legen!
von Matthias Nawrat
Matthias Nawrats neues Buch beginnt mit dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche. Der Autor beschreibt Zufallsbegegnungen unterschiedlichster Menschen in der Großstadt, erzählt von Sinnsuche, Verantwortung und Würde - zeigt die Widersprüche der Gesellschaft auf. Es geht um die Suche nach Antworten, das Wesen der Menschen, das Leben, den Tod betreffend…. unter Berücksichtigung der Biografie des Beobachters, des >>traurigen Gastes<<.
Diese, vom Autor nur angestoßenen Geschichten, machen den Zauber des melancholischen Buches aus, das zudem durch große Erzählkunst besticht.
Besonders empfehlenswert ist >>Der traurige Gast<< für all jene, die sich für Philosophie und epische Dichtung begeistern.
von Susanne Röckel
Mythos oder Realität
WORUM GEHT'S?
Der Vogelgott schwebt bedrohlich über Familie Weyde. Jedem begegnet er auf seine Weise - immer unheimlich und immer begleitet von einem widerwärtigen Geruch gepaart mit einer Ausstrahlung, der sie sich nicht entziehen können. Jedem der ihm begegnet erfährt unwiderruflich etwas, das Leben völlig verändert – am Ende bleibt nichts wie es war.
WAS MACHT DAS BUCH BESONDERS?
Auf sprachlich hohem Niveau erschafft Susanne Röckel eine Welt in nicht allzu ferner Vergangenheit in der sich ein bedrohlicher Mythos als Realität entpuppt.
Dabei ist "Der Vogelgott" kein klassischer Grusel mit Gespenstern oder einem menschlichen Gegenspieler. Stattdessen spielt Röckel gekonnt mit dem unterschwellig Unheimlichen. So werden sowohl der Vogelgott als auch "reale" Personen auf eine auffällig ähnliche Weise beschrieben: unangenehmer Gestank und eine einnehmende Ausstrahlung.
Der Roman ist in drei Kapitel - je eines für die drei Kinder - und einen Prolog - für den Vater der Kinder - gegliedert. Da alle Handlungsstränge annähernd im selben Zeitraum stattfinden, wird der aufmerksame Leser immer wieder Überschneidungen zwischen den Kapiteln finden. Trotzdem sind die Handlungen klar voneinander getrennt. Dadurch wird der Vogelgott-Mythos äußerst vielschichtig.
Obwohl Röckels Geschichte nicht als leichte Lektüre einzustufen ist, wird es dem Leser schwer fallen das Buch aus der Hand zu legen, insbesondere da es immer wieder zu kleinen oder größeren Schock- bzw. Nervenkitzel-Momenten kommt. Genau wie der Mythos irritiert und vereinnahmt das Buch den Leser und am Ende möchte man, genau wie die Protagonisten, einfach Nachforschungen anstellen und herausfinden, ob alles tatsächlich nur eine Geschichte in einem Buch ist...
von Anna Ruhe
Luzie ist die Ich-Erzählerin. Außerdem ist die Geschichte nicht in der Mitvergangenheit, sondern in der Gegenwart geschrieben. Auf diese Weise haben LeserInnen das Gefühl, mitten im Geschehen dabei zu sein, und alles so zu erleben wie Luzie es tut.
Besonders gut gefallen hat mir die Vorstellung, dass bestimmte Duftmischungen Zauberhaftes vollbringen können: So kann ein Duft zum Beispiel Pflanzen wachsen lassen, ein anderer verwandelt einen Raum in eine Eislandschaft und wieder andere Gerüche können Gefühle hervorrufen und beeinflussen.
Die Duftapotheke ist eine spannende Geschichte über Freundschaft und Geheimnisse mit einem Hauch von Magie - ohne Hexen, Zauberer, Zauberstäbe, Fabelwesen und sprechende Tiere. Anna Ruhes Buch ist hervorragend für alle Fantasy-Liebhaber, die gerne mal etwas Neues lesen wollen und natürlich alle, die in die wunderbare Welt der Düfte eintauchen möchten, geeignet.
von Haruf, Kent
Mit dem Roman UNSERE SEELEN BEI NACHT, der zwischenzeitlich auch mit Jane Fonda und Robert Redford verfilmt wurde, hat der amerikanische Schriftsteller Kent Haruf bereits die Herzen der Leserinnen und Leser erobert.
In seinem Werk LIED DER WEITE beschreibt er die Geschichte der 17-jährigen Victoria, die schwanger ist und von ihrer Mutter vor die Tür gesetzt wird. Sie steht plötzlich vor dem Nichts. Erste Unterstützung erfährt sie durch ihre Lehrerin, die ihr eine Unterkunft bei den wortkargen McPheron Brüdern vermittelt. Diese haben ihr ganzes Leben nur mit sich und ihren Tieren verbracht und stellen sich nun dieser neuen Herausforderung.
In einfacher und doch bildhafter Sprache erzählt Kent Haruf von Emotionen und menschlichen Schicksalen, ohne nennenswerte Rückblicke in die Vergangenheit. Es ist wie es ist. Und es wird auch nicht alles aufgelöst. Also genug Platz für eigene Gedanken und Interpretation.