yesterday
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von Stuart Turton
Wann immer man ein Buch, eine Geschichte oder wohl auch nur irgendetwas Geschriebenes von Stuart Turton in die Finger bekommt, kann man sich sicher sein, etwas Spannendes, Fiktiv-phantastisches und definitiv Einzigartiges zu lesen.
Seine beiden großen Romane (“Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle” 2019), je mit mehr als 600 Seiten, lassen sich nie eindeutig in ein Genre pressen, sie changieren zwischen mehreren und sind doch ganz eigen.
Mit “Der Tod und das dunkle Meer” begeben wir uns in die Vergangenheit, in eine Zeit, als die Niederlande den Welthandel über die Schifffahrt fest im Griff hatte. 1634 kamen Güter aus fernen Ländern über gefährliche, monatelange Seerouten nach Amsterdam. Die Besitzer der Ostindien-Kompanie zählten sich wohl zurecht zu den reichsten Menschen der Welt.
Das Schiff “Saardam” macht sich auf den Weg von Batavia in die niederländische Hauptstadt. An Bord sind neben wertvollem und mysteriösem Frachtgut sowie Soldaten und Schiffspersonal auch einige ganz besondere Passagiere: Samuel Pipps und Arent Hayes (ein Detektiv und sein Beschützer) sowie der Generalgouverneur der Kompanie, Jan Haan, samt Frau, Geliebter, Tochter, Kammerherr und Leibwache.
Dass die Reise alles andere als plangemäß und friedlich verlaufen wird, ist schon ab Kapitel 1 klar und bald geschehen an Bord merkwürdige Dinge. Die Anwesenden hören Stimmen, finden grausige Zeichen und die Stimmung schlägt um. Können die Passagiere herausfinden, wer dafür verantwortlich ist bevor Menschen oder Schiff zu Schaden kommen?
Damit alle Details und Wendungen sowie Charaktere und die Atmosphäres der Geschichte stimmig sind - so wie Stuart Turton sie plant - mussten ein paar historische Fehler und Ungenauigkeiten in Kauf genommen werden (so erklärt sich der Autor selbst im Buch). Wer einfach nur die Spannung genießt und sich selbst nicht wahnsinnig genau mit der damaligen Epoche auseinandersetzt, dem wird so etwas entweder nicht auffallen oder wenn, dann nicht allzu negativ.
Die Arbeit und Recherche die in jedem Fall hinter den so speziellen Charakteren und dem gesamten Setting steckt, muss enorm gewesen sein. Aufgrund der vielen Namen (es gibt eine Übersicht zu Beginn des Buches) und der ungewohnten Umgebung (der Großteil der Geschichte spielt auf dem Schiff der Kompanie) braucht man ein wenig um gut in die Handlung hineinzukommen.
Es ist wie immer bei Stuart Turton: Man lässt sich von der abenteuerliche Handlung mitreißen, rätselt und bangt, vermutet und hofft - und kann sich doch nicht (obwohl man manchmal ein bisschen mehr weiß als die Protagonisten) auf die Wendungen und Überraschungen vorbereiten, die einen hinterrücks überfallen.
lectrice
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von Stuart Turton
Batavia, 1634, ein Ostindienfahrer macht sich auf die Reise zurück nach Amsterdam. An Bord befindet sich neben der Mannschaft und den Passagieren auch die sogenannte "Phantasterei" - doch ist diese wirklich der Schatz oder gibt es noch etwas anderes an Bord? Noch bevor die Fahrt beginnt, wird es spannend, denn ein Aussätziger spricht einen Fluch aus und bevor es losgeht wird auf dem großen Segel das Symbol des "alten Tom" enthüllt, den ein Hexenfinder bereits vor Jahren getötet hat. Trotz des Fluchs wird die Fahrt fortgesetzt. Der geniale Detektiv Samuel Pipps tritt die Reise jedoch in Ketten an und sein treuer Freund Arent bewacht und beschützt ihn. Keiner scheint zu wissen, welches Verbrechen Sammy begangen hat. Der äußerst unangenehme Generalgouverneur reist zurück in die Heimat, um einer der 17 Herren zu werden und mit ihm seine Frau und seine Tochter, die unter seinem strengen Regime leiden, allerdings auch seine Geliebte, die zugleich die Freundin seiner Frau ist. Stuart Turton ist wahrhaft ein Meister seines Faches. Schon sein erster Roman hat mich begeistert und hier hat er sich selbst noch einmal übertroffen. Wir werden immer wieder in die Irre geführt, falsche Fährten und Verdächtigungen gelegt und dann doch wieder verworfen. Und das Ende ist ein wahres Feuerwerk. Im Nachwort erklärt der Autor mit einer guten Prise an Humor, dass dies kein wohl recherchierter historischer Roman ist und dass er sich bewusst Freiheiten herausgenommen hat und klärt noch einiges anderes auf - ein Nachwort, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Für mich ist dieses Buch wahrlich ein Höhepunkt meines Lesejahres.
gerlisch
empfiehlt:
von Stuart Turton
Im Jahre 1634 macht sich ein Schiff der Ostindienkompanie von Indonesien auf den Weg nach Amsterdam. Mit an Bord der Generalgouverneur von Batavia und seine Frau Sara, sowie der berühmte Detektivf Samuel Pipps, der allerdings auf dem Weg zu seiner Hinrichtung ist. Kaum ist das Schiff unterwegs, geschehen seltsame Dinge und unerklärliche Morde. Das Schiff scheint verflucht zu sein. Pipps Assistent Arent Hayes und Sara versuchen Geheimnisse zu lösen und Gefahren abzuwenden, bevor das Schiff seinem Untergang geweiht ist.
"Der Tod und das dunkle Meer" wurde dem Genre Krimi zugeordnet, jedoch fließen auch historische, abenteuerliche und mystische Elemente in die Story mit ein.
Der Autor glänzt mit seinem überaus fesselnden und voluminösen Schreibstil und der Gabe die Charaktere in dieser Geschichte sehr vielschichtig darzustellen. Bei Samuel Pipps und Arent Hayes musste ich sofort an Sherlock Holmes und Dr. Watson denken. Auch die Vorgehensweise, Licht in die rätselhaften Vorfälle auf dem Schiff zu bringen, erinnern stark an das berühmte Ermittler-Paar.
Obwohl es auf dem Schiff vor Matrosen, Musketieren und Passagieren nur so wimmelte, habe ich trotzdem gut den Überblick behalten. Es herrschen furchtbare Zustände mit brutalen Szenen und Macht wird hier gnadenlos ausgenutzt. Durch die Macht des Aberglaubens erhält die Story eine düstere Atmosphäre.
Nachdem sich die Situation zum Ende immer mehr zuspitzte und eigentlich keine Lösung in Sicht war, wurde ich durch eine absolut stimmige Auflösung überrascht.
Ich bin begeistert von diesem Roman und gebe eine absolute Leseempfehlung.
Sago
empfiehlt:
von Stuart Turton
"Der Meister des Plott-Twists ist zurück", bewirbt der Buchrücken die Geschichte. Und tatsächlich hat sich Stuart Turton hier im Vergleich zu "Evelyn Hardcastle" selbst übertroffen. Noch einmal präsentiert er eine Story, die sich sturen Genre-Klassifizierungen entzieht. Diesmal haben mich seine Protagonisten, allen voran das Ermittler-Duo Arent Hayes und Sammy Phipps, sogar noch mehr in ihren Bann gezogen.
Mit einer düsteren Prophezeiung, ausgestoßen aus dem Mund eines Aussätzigen, der dann in Flammen aufgeht, beginnt das Abenteuer. Tatsächlich hat es schon bald den Anschein, als gehe ein gefährlicher Dämon um auf der Saardam, einem Frachtschiff auf der Reise vom exotischen Batavia nach Amsterdam. Ist es nur Zufall, dass sich ausgerechnet die beiden berühmten Ermittler an Bord befinden? Arent scheint auf seltsame Weise selbst in das Geschehen verwickelt, dabei ist der Zweck seiner Reise doch eigentlich seinen Freund und Auftraggeber Sammy Phipps zu beschützen. Kein leichtes Unterfangen, denn Sammy wurde für ein unbekanntes Kapitalverbrechen verhaftet und verbringt den Großteil des Tages in einer winzigen Zelle. Kann es unter diesen Bedingungen gelingen, die grusligen Vorgänge aufzuklären?
Neben atmosphärischer Dichte und wunderbar düsteren Metaphern wartet Turton auch mit starken Frauenfiguren auf. Wieder ein ungewöhnliches Lesevergnügen, das zu überraschen weiß und auch mit über 600 Seiten ruhig noch hätte weitergehen können. Mir wurde es nicht langweilig.
Amena25
empfiehlt:
von Stuart Turton
Dieser Roman ist sehr schwer einem Genre zuzuordnen. Laut Klappentexte ein Kriminalroman? Auch wenn Spannung wahrlich vorhanden ist, überwiegt doch das Historische und das Schaurig-Unerklärliche, was eine Einordnung fast unmöglich macht. Aber was soll’s? Was zählt, ist die Unterhaltung, und die ist auf jeden Fall gegeben!
Im Jahr 1634 macht sich ein Schiff auf dem Weg von der Kolonie Batavia (heutiges Indonesien) nach Amsterdam. Mit an Bord der Saardam sind der Generalgouverneur, seine Frau Sara Wessel und deren Tochter. Doch auch der Privatdetektiv Samuel Pipps und sein Assistent und Freund Arent Hayes befinden sich auf dem Schiff. Allerdings ist Pipps, der kurz zuvor einen kostbaren Schatz in Batavia wiedergefunden hat, nun ein Gefangener und befindet sich auf dem Weg zu seiner Hinrichtung.
Noch im Hafen wird von einem Aussätzigen das Schiff und seine Besatzung verflucht. Kaum befindet sich die Saardam auf See, geschieht Unerklärliches. Ein Flüstern weht durch das Schiff, das alle an Bord dazu verführt, ihren dunkelsten Wünschen nachzugeben, grässliche Morde geschehen, und schon bald glauben alle, der Teufel selbst sei mit an Bord. Pipps und Hayes werden von Sara Wessel unterstützt, die sich damit auch ihrem Gatten, dem Generalgouverneur offen widersetzt. Als aufgeklärter Leser glaubt man wohl nicht an den Teufel. Da der oder die Täter ja aber an Bord sein müssen, ergibt sich eine besondere Spannung. Und so lässt man sich vom schaurig-geheimnisvollen Geschehen mitreißen - bis zur überraschenden Auflösung.
Gier, Machtstreben, Aberglauben, aber auch Freundschaft, Liebe, Mut werden in dieser ausufernden, aber beeindruckenden Geschichte bildstark und anschaulich zum Leben erweckt. Das Ende wirkt allerdings ein wenig fad und zu konstruiert.
La Calavera Catrina
empfiehlt:
von Stuart Turton
Hauptprotagonist Arent, der ehrenhafte und mutige Leibwächter - und ehemalige Söldner - vom selbsternannten Problematador und Alchimisten Sammy Pipps, findet sich in seinem größten Abenteuer wieder. Der Bär und der Spatz, so lauten die Spitznamen des Duo’s, haben einige Schnittpunkte mit Sherlock Holmes und seinem treuen Freund Watson: Sammy entgeht, in seiner übernatürlichen Begabung, kein Detail. „Pipps vertrat die Ansicht, dass jeder Gegenstand eine Geschichte zu erzählen hatte. Man musste nur seine Sprache verstehen.“ Er ist scharfsinnig, wortgewandt und berühmt für seine Arbeit. Seine Fälle und Ermittlungsmethoden sind so unglaublich, dass manche annehmen, er hätte die Verbrechen selbst begangen, weil er sie sonst unmöglich hätte aufklären können. Sammy wird als Gefangener an Bord der Saardam eskortiert, für eine Reise nach Amsterdam, wo ihm der Galgen droht. Der wahre Grund seiner Verhaftung bleibt geheim, genauso wie der Zweck einer wertvollen Fracht: der Phantasterei. Doch gegen das Schiff wird eine unheimliche Drohung ausgesprochen und es geschieht ein Mord. Nun liegt eine kniffliger Fall vor Arent, der ohne Sammy ermitteln muss und sich dem nicht gewachsen fühlt. Sara, die Gattin des Gerneralgouverneurs, entpuppt sich jedoch als geistreiche Gesprächspartnerin, die sowohl Begeisterung, Besonnenheit als auch Klugheit bei der Ermittlungsarbeit einbringt. Damit setzt Stuart Turton ein Zeichen für die Frauenbewegung, die aus der Zeit gefallen scheint: „Das hier ist Männersache und geht Frauen nichts an.“
Leidenschaftlich grausam, düster und detailreich gezeichnete Szenen entführen ins 17. Jahrhundert auf ein Schiff voller Edelleute, Musketiere, Matrosen - launisch, unbeständiger Männer, Mörder, Vergewaltiger und Querulanten- kurz: potentieller Gefahren. Erste Ermittlungsansätze, hinzukommende Rätsel, Geheimnisse, Gräueltaten und neue Enthüllungen fesseln beim Lesen. Es hat richtig Spaß gemacht, zu rätseln und Thesen wieder zu verwerfen. Außerdem fiebert man mit den Sympathieträgern mit, ohne genau zu wissen, wem man eigentlich vertrauen kann. Äußere Umständen, wie ein verheerender Sturm, erschweren die Bedingungen und selbst, wenn man glaubt, der Lösung nahe zu sein, zaubert Stuart Turton ein Ass aus dem Ärmel.
Fazit: Ein gut konstruierter und spannender Kriminalroman, mit einem grandiosen Ende, über die Kraft des Aberglaubens und der Barmherzigkeit, der ein längeres (über 600 Seiten starkes) Lese- und Rätselvergnügen beschert, das eine dicke Empfehlung wert ist. Stuart Turton war mir vorher kein Begriff; das hat sich hiermit geändert. Besonders Fans von Sherlock Holmes und Miss Marple bzw. komplexen Rätseln im Allgemeinen werden es mögen.
April1985
empfiehlt:
von Stuart Turton
Lasst uns die Segel setzen und in See stechen! Es gibt einen Mord aufzuklären. Der Teufel treibt an Bord der Saardam sein Unwesen und Leutnant Arent Hayes benötigt tatkräftige Unterstützung bei den Ermittlungen. Sein genialer Freund Detektiv Samuel Pipps, kurz Sammy, wurde nämlich selbst wegen eines schweren Verbrechens angeklagt und ist Gefangener auf dem verfluchten Schiff. Hayes muss nicht nur seinen Freund vor der Hinrichtung bewahren, sondern auch die Saardam vor dem drohenden Untergang.
Schon die ersten Seiten haben mich unglaublich in den Bann gezogen. Stuart Turton ist einfach ein Meister der Manipulation und Atmosphäre. Ich durfte seinen unverkennbaren Stil bereits in 'Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle' kennenlernen und dieser findet sich auch in 'Der Tod und das dunkle Meer' wieder. Ein Genremix aus Krimi, Fantasy und Horror im historischen Kleid. Toll recherchiert, authentisch und doch der fiktiven Handlung angepasst. Einfach großartig!
Schauplatz ist dieses Mal die Saardam, ein Handelsschiff der Ostindien-Kompanie. Gemeinsam mit Sara Wessel, der Gattin des Generalgouverneurs, ermittelt Arent Hayes im Fall des ermordeten Aussätzigen, der den Untergang des Schiffes prophezeit hat. Und auch Samuel Pipps gilt es zu retten, denn dieser steuert geradewegs auf seine Hinrichtung zu. Was er allerdings verbrochen hat, weiß weder Sammy selbst noch sein Gehilfe Arent. Stuart Turton gibt eine Menge Rätsel auf, öffnet Türen, schickt uns allerdings auch auf zahlreiche Irrwege. Wie im Vorgänger schickt Turton eine Vielzahl an Verdächtigen ins Rennen - von adeligen Passagieren, über hochrangige Offiziere bishin zu dreckigen Matrosen. Man muss schon aufpassen, dass man den Überblick nicht verliert. Umso spannender haben sich aber die Ermittlerinnen gestaltet. Ich habe nach Sherlock-Holmes-Manier gerätselt, Schlussfolgerungen gezogen und Geheimnisse verfolgt. Ich war in den dunkelsten Winkeln der Saardam, habe Salzwasser auf der Haut gespürt und mich fast am Gestank dreckiger Kleidung übergeben. Ich war nicht einfach nur stiller Beobachter. Ich war aktiver Teil der Ermittlungen und Teammitglied von Hayes und Sara, zwei Protagonisten, die ich schnell lieb gewonnen habe. Arent Hayes, der Mann fürs Grobe, und Sara, die frischen Wind an Bord verbreitet hat.
Ja, das Buch lebt von seinen facettenreichen Charakteren - den Neidern, den Habgierigen, den Liaisonen. Es lebt von der unheilvollen Atmosphäre, der spürbaren Gefahr, die scheinbar hinter jeder Planke lauert. Ich konnte das Buch nur schwer aus der Hand legen. Es ist ein echter Pageturner von Anfang bis Ende! Typisch Turton!
Fazit:
Das nächste Jahreshighlight ist gefunden. Stuart Turton hat mich wieder einmal an die Seiten bzw. an Bord der Saardam gefesselt. Der Tod und das dunkle Meer ist ein teuflisch guter Genremix. Ein Krimi mit fantastischen und gruseligen Elementen im historischen Gewand in dem nach Sherlock Holmes-Manier ermittelt wird. Ich feiere den neuesten Geniestreich und daher gibt's von mir auch eine absolute Empfehlung!
Manfred Fürst
empfiehlt:
von Stuart Turton
Nach über 600 Seiten Turton stehe ich etwas bedröppelt da. Was war das, was ich gelesen hatte? Ein Kriminalroman, wie es auf dem Cover steht? Turton macht sich dieselben Gedanken wie ich. Er lässt uns die Wahl und lässt uns wählen: Ein traditioneller Krimi, metaphysischer Science-Fiction Roman, moderner Fantasy-Roman oder einfach eine Schauergeschichte.
Ich plädiere für einen historischen Kriminalroman. Angang des 17. Jahrhunderts waren die Holländer mit ihrer Niederländischen Ostindien-Kompanie (VOC) die Herrscher über die ganze Region Indonesiens. Batavia, das heutige Jakarta, war das Hauptquartier der Holländer auf Java. Die Batavia, im Buch Saardam genannt war auch ein sogenannter Ostindienfahrer, der vor Australien sank, wobei die allermeisten Menschen gerettet wurden. Es folgten jedoch Morde an den Überlebenden und ein Machtkampf um die kostbare Fracht. Stuart Turton war von dieser Historie dermaßen beeindruckt, dass er im niederländischen Schifffahrts- und Rijksmuseum für die Geschichte der Seefahrt in Amsterdam tagelang recherchierte und zwei Jahre in den Roman investierte.
1634: Ein Schiff auf dem Weg von Batavia/Indonesien nach Amsterdam. Eine Fahrt, die zehn Monate dauern sollte. Vor dem Auslaufen macht ein Aussätziger im Hafen schrecklichste Prophezeiungen und ein genialer Detektiv, vom Generalgouverneure Jan Haan in Ketten gelegt ist an Bord. Samuel Pipps und sein Freund und Assistent Arent Hayes stehen vor dem Fall ihres Lebens, denn der Teufel ist mit an Bord. Aberglaube, Hexenjagd und Machtgier.
Es wird Seemannsgarn gesponnen und feine Fäden vom Dämon Alter Tom zu allen Verdächtigen. Der schlaue Pipps hat immer für einen guten Rat parat: „Man müsse nach Dingen Ausschau halten, die nicht das sind, aber da sein sollten, oder nach Dingen, die da sind, aber es nicht sein sollten.“
Penibel schildert Turton die Atmosphäre auf dem engen, stinkenden, lärmigen Schiff bis zum Orlop, dem untersten Schiffsdeck - schön gezeichnet auf Seite 610/611: Schwitzende, ungewaschene Matrosen, Musketiere, einfache Passagiere und Honoratioren – schön aufgelistet auf Seite 9.
Dem Leser wird am Ende eine Überraschung geliefert und Turton sei Dank, kein romantisch kitschiges rührseliges Ende. Turton hat keine Sympathie für Fortsetzungen, deshalb ist keine zu erwarten.
Der Tod und das dunkle Meer, überwiegend ein Kammerspiel; für eine Aufführung eignet es sich wahrscheinlich ideal auf einer Seebühne.
Überflüssig bis störend, eine Eigenart des Klett&Cotta ist der EAN Code am Cover.
PMelittaM
empfiehlt:
von Stuart Turton
1634 sticht die Saardam von Batavia aus Richtung Amsterdam in See, An Bord der Generalgouverneur mit seiner Familie, ein Gefangener in Ketten und eine düstere Prophezeihung. Unterwegs geschieht Unheimliches, es scheint, als hätte man tatsächlich den Teufel an Bord.
Stuart Turton hat mich mit seinem Debütroman bereits umgehauen, natürlich war ich sehr gespannt auf seinen nächsten Roman, und hier ist er nun – und, um das bereits vorwegzunehmen, er hat mir sehr gut gefallen. Auch er ist kein 08/15-Roman, sondern lässt viel Platz für Spekulationen, überrascht immer wieder und ist kaum vorhersehbar. Zudem ist er ganz anders als „Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle“, aber wieder ein Mix aus verschiedenen Genres. Er ist, das stellt der Autor im Nachwort noch einmal klar, kein (reiner) historischer Roman, er hat zwar ausführlich recherchiert, das Geschehen aber an die Geschichte, die er erzählen wollte, angepasst, auch, wenn das historisch nicht immer sauber ist. Für mich geht das okay, für mich fühlte es sich sowieso mehr nach einem Spannungsroman vor historischer Kulisse an.
Was besonders gelungen ist, ist die Atmosphäre des Romans, man fühlt sich schnell mittendrin, spürt die Beklemmungen, die Ängste, aber auch all die anderen Emotionen. Und natürlich trägt dazu auch das Setting bei, das Schiff auf hoher See, das klar umgrenzte Szenario, dazu die verschiedenen Gruppen an Bord, Matrosen, Musketiere, die den Generalgouverneur begleiten, normale Passagiere und die „edlen“ Passagiere, die eigene Kabinen haben. Dazu der Gefangene, dessen Unterkunft man kaum eine solche nennen kann, und der dazu noch eine besondere Stellung einnimmt, denn eigentlich ist er ein berühmter Detektiv, dessen Bodyguard nun Ermittlungen aufnimmt, um zu begreifen, was hinter den Geschehnissen steckt.
Die Charaktere sind durchweg gut gezeichnet, und haben (fast?) alle etwas zu verbergen. Besonders gut gefallen mir neben Arent Hayes, dem oben erwähnten Bodyguard, den ich von Anfang an sehr mochte, die Frauen, vor allem Sara Wessel, des Gouverneurs Ehefrau, die sich ebenfalls nicht abhalten lässt, Ermittlungen anzustellen, obwohl ihr das – als Frau – zur damaligen Zeit nicht zusteht. Aber was soll man machen, wenn man klüger ist, als die meisten Männer an Bord … Ein interessanter Charakter ist Isaack Larme, der kleinwüchsige Erste Offizier der Saardam - und natürlich der Gefangene.
Stuart Turton erzählt sehr anschaulich, das Kopfkino bekommt einiges zu tun. Der Roman ist über 600 Seiten dick, ich habe mich auf keiner Seite gelangweilt. Sicher gibt es nicht nur actionreiche Seiten (die gibt es auch), aber ich finde auch die Dialoge, die Überlegungen, die Empfindungen der Charaktere interessant, vor allem, wenn man sich immer einmal wieder fragen muss, was davon ist wahr, was womöglich Show. Die Auflösung ist überzeugend, aber auch überraschend, und das „Endergebnis“ der Romans passt dann noch einmal richtig gut.
Auch Stuart Turtons zweiter Roman ist wieder sehr originell und hat mich absolut überzeugt, Charaktere, Atmosphäre, Geschichte, das stimmt alles, und ich hatte unterhaltsame Lesestunden. Gerne vergebe ich volle Punktzahl und eine uneingeschränkte Leseempfehlung für erwachsene Leser, die es mögen, wenn ein Roman originell ist, und sie mitdenken können/müssen. Ich bin nun gespannt, was uns in des Autors nächstem Roman erwartet!
Ceciliasophie
empfiehlt:
von Stuart Turton
Bereits Stuart Turtons Debut „Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle“ konnte mich total überraschen und begeistern. Deswegen habe ich von „Der Tod und das dunkle Meer“ so wenig wie möglich – außer des Klappentextes – versucht über das Buch zu lesen, um erneut von dem Einfallsreichtum des Autors überrascht zu werden.
Und ich habe jede Seite dieses doch sehr umfangreichen Buches genossen!
Schon das Wenige, was die ersten Sätze des Klappentextes verrieten, riefen in mir Begeisterung hervor: Detektive, der Teufel, die hohe See und ein Zeitalter, das mir nicht so häufig in meinem sonstigen Repertoire an Büchern begegnet. All das versprach eine interessante Mischung zu werden besonders gepaart mit Stuart Turtons Geschick, die vielen Fäden seiner komplexen Handlung lässig in der Hand zu halten und bis auf die letzten Seiten den Leser nach der Aufklärung hungern zu lassen.
Die Charaktere, die dem Leser in diesem Buch begegnen, sind allesamt wirklich toll ausgearbeitet. Ob die Charaktere nun bösartig, grausam, zuvorkommend oder höflich wirken auf den ersten Blick, ein jeder von ihnen präsentiert im Laufe der Handlung Beweggründe, Abgründe und überraschende Wesenszüge. Kein einziger wirkt leblos, flach oder farblos und auch kein einziger ist glatt gebügelt, um dem Leser möglichst gut zu gefallen – bis auf Arent vielleicht, den ich als einen der Hauptcharaktere sehr gerne verfolgte.
Das Setting ist einfach absolut gelungen. Ein Schiff, von dem keiner mehr runterkommt, ist es erst einmal in See gestochen, ist genial für das Schauspiel, welches sich der Autor hat einfallen lassen. Ein Ort, mit vielen Verstecken aber wenig Privatsphäre, an dem sich notgedrungen alle näher kommen und kaum ein Geheimnis lange bewahrt werden kann. Und dennoch passieren immer wieder ungeheuerliche Dinge.
Gepaart mit dem fantastischen Schreibstil des Autors wird eine Atmosphäre erschaffen, die düster und wenig Hoffnung bringend scheint.
Jede kleine Erwähnung, jedes bisschen Information hat eine Bedeutung und geschickt behält der Autor seine Fäden in der Hand und offenbart erst zum Ende hin all die Verstrickungen und Verzweigungen, die sich die gesamte Handlung hinweg sehr zart und langsam offenbarten.
Wie der Autor in seiner Anmerkung am Ende der Handlung schreibt: das Buch lässt sich nicht in Schubladen stecken und ein Genre auferlegen. Es ist eine Mischung aus Detektivroman, mit dem romantisierten Flair der Schiffsfahrt zu Zeiten der Piraten (ohne Piraten und als Leser lernt man schnell, wie ungemütlich das Leben damals gewesen ist), und Schauermärchen; und das ist nur meine eigene Interpretation der Handlung!
Ich habe das Gefühl, viel zu viel zu sagen und viel zu wenig auszudrücken, was ich eigentlich sagen will: Lest dieses verdammte Buch, es wird euch unterhalten!