Überreichtum

Überreichtum

von Martin Schürz

€ 25,60

Taschenbuch

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2019 Campus Verlag
226 Seiten
206 mm x 134 mm
Sprache: Deutsch
978-3-593-51145-0

Inhaltsverzeichnis

Einleitung 7 Kapitel 1Was ist »über« an den Überreichen? 21 1.1 Messung von Reichtum24 1.2 Reichtum in den USA und in Europa34 1.3 Messung von Überreichtum38 1.4 Diskreter Überreichtum versus sichtbarer Luxus 44 Kapitel 2Was ist ungerecht am Überreichtum?50 2.1 Die Bedeutung von Ungerechtigkeitsgefühlen64 2.2 Dynastischer Überreichtum: Familienwerte 68 Kapitel 3Überreichtum als Herausforderung für die Politik 81 3.1 Reichensteuer: Symbolische Bekämpfung des Überreichtums84 3.2 Steuer auf Überreichtum ohne Leistung89 3.3 Bildung als Ablenkung von Überreichtum 95 3.4 Mitgefühl mit der Mitte 98 3.5 Die Ehre des soliden Bankiers105 3.6 Eigentümergesellschaft 109 3.7 Politik der Verachtung 113 Kapitel 4Begründeter oder verdienter Reichtum118 4.1 Legitimation des Reichtums über Leistung 120 4.2 Legitimation des Reichtums über Philanthropie 124 4.3 Verdienter versus unverdienter Reichtum 129 4.5 Überreiche Opfer134 4.6 Heucheleien der Überreichen136 Kapitel 5Widerstreitende Gefühle zu Überreichtum 139 5.1 Innerer Reichtum 144 5.2 Habgier und Geiz147 5.3Schamloser Überreichtum152 5.4 Armenbeschämung versus Überreichenbeschämung 154 5.5 Eitelkeit, Hochmut oder Stolz 160 5.6 Zornlosigkeit166 5.7 Mitleid der Überreichen oder Mitleid mit den Überreichen?172 5.8 Neidlosigkeit177 5.9 Neidvorwürfe 180 5.10 Lasterhafte Tugenden der Überreichen186 Schluss 193 Anmerkungen 201 Literatur 217

Besprechung

"Ein faktenreiches und politisch aufrüttelndes Buch." Markus Marterbauer, FALTER, 02.10.2019

Kurztext / Annotation

Wer ist zu reich?

Langtext

Der antike Philosoph Platon verstand unter »Überreichtum« exzessiven Reichtum, der nicht glücklich mache, weil er nicht tugendhaft sei. Das Thema dieses Buches ist also alt, doch es wird nach wie vor kontrovers diskutiert. Denn die weltweite Vermögenskonzentration ist enorm und soziale Ungleichheit ein beständiges Problem. Wie Vermögen verteilt wird, ist keine private Frage. Sie geht alle etwas an. Martin Schürz führt uns die Zahlen vor Augen, erklärt, was problematisch am Überreichtum ist. Gerade Gefühlszuschreibungen sind für die Akzeptanz der Privilegien der Überreichen bedeutsam: Neid und Hass werden vorwiegend den Armen als Laster zugeschrieben, Großzügigkeit und Mitleid den Überreichen als Tugenden. Wer eine gerechte Gesellschaft will, muss zuerst verstehen, wie Vermögenskonzentration wahrgenommen wird. Denn Überreichtum gefährdet die Demokratie und die politische Gleichheit. Ausgezeichnet mit dem Bruno-Kreisky-Preis für das Politische Buch 2019.


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Taschenbuch
2019 Campus Verlag
226 Seiten
206 mm x 134 mm
Sprache: Deutsch
978-3-593-51145-0


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Textauszug

Einleitung »Überreichtum« ist ein ungewöhnliches Wort. Als »Überreiche« bezeichnete der antike Philosoph Platon Reiche, die nicht tugendhaft seien. Heute wird bewundernd von »Superreichen« gesprochen, der kritische Begriff Platons ist in Vergessenheit geraten. Dieses Buch sucht den schillernden Begriff neu zu deuten, um die dramatische Vermögenskonzentration im 21. Jahrhundert besser zu verstehen. Bei der Rechtfertigung der ungleichen Sozialordnung haben Überreiche stets viel Fantasie bewiesen. Doch Überreichtum geht nicht nur auf das moralische Versagen Einzelner zurück, sondern auch auf die staatliche Ordnung. Die Folgen betreffen die ganze Gesellschaft, denn Überreichtum verletzt Gerechtigkeitsprinzipien und gefährdet die Demokratie. Die leitende Frage dieses Buches ist: Was sichert die gesellschaftlich herausragende Position der Überreichen in einer Demokratie? Und die These lautet: Neben einer Politik der Verachtung, die keine Maßnahmen gegen Vermögenskonzentration ergreift, leistet eine Gefühlspolitik zugunsten der Reichen einen bislang unterschätzten Beitrag. Denn bei Gefühlen gibt es andere Trennlinien als bei Gerechtigkeitsprinzipien und ökonomischen Interessen. Da verschwimmen die Dichotomien von gerecht und ungerecht, arm und reich. Emotionen wie Neid, Gier oder Zorn teilen alle Menschen, egal, ob sie wohlhabend sind oder nicht. Überreiche im 21. Jahrhundert begründen ihre gesellschaftlichen Privilegien über ihre öffentlich inszenierten Tugenden. Sie stellen sich als mitfühlend und großzügig dar. Das demokratische Publikum ist fasziniert. Insbesondere die Philanthropie mancher Vermögender rückt Großzügigkeit und Mitgefühl ins Zentrum. Die Grenzziehung verläuft dann zwischen guten Vermögenden und bösen Reichen. Das wohltätige Engagement vieler Vermögender wird meist begrüßt, während den bösen Reichen Schamlosigkeit und Exzess unterstellt wird. Die Tradition einer moralischen Verurteilung der Reichen geht bis in die Antike zurück. Bei Platon galten die Überreichen als lasterhaft und bei Aristoteles wurde die Habgier der Reichen verurteilt. Generell wird Gier seit Jahrhunderten als üble Wurzel des Reichtums gebrandmarkt. Doch Kritik an den Reichen kann auch umfassender und subtiler ausfallen. In seiner Erzählung Junger Mann aus reichem Haus aus dem Jahr 1925 hatte Francis Scott Fitzgerald sie so formuliert: »Lassen Sie mich von den wahrhaft reichen Leuten erzählen. Das sind keine Menschen wie Sie oder ich. Sie besitzen und genießen früh und das verändert sie, macht sie weich, wo wir hart sind, zynisch, wo wir zuversichtlich sind, und das auf eine Art, die man nur schwer begreift, wenn man nicht selbst im Reichtum geboren ist. Sie halten sich aus tiefster Überzeugung für etwas Besseres als wir, weil wir erst einmal für uns selbst entdecken mussten, wie man sich im Leben einrichten und schadlos halten kann. Sie mögen noch so tief in unsere Welt einsteigen oder gar unter uns herabsinken, so glauben sie dennoch, etwas Besseres zu sein als wir. Sie sind eben anders.« Reichtum geht mit gesellschaftlichem Ansehen einher. Adam Smith, Gründervater der Ökonomie, hatte 1776 in seinem Hauptwerk Der Wohlstand der Nationen festgestellt: »Das Ansehen der Reichen ist zwar in jedem Zeitalter der Gesellschaft groß, aber am größten ist es wohl in den rohesten Zeiten derselben, sofern sie nämlich eine bedeutende Vermögensungleichheit aufzuweisen hat.« Dies trifft auf die Gegenwart zu. Das reichste Prozent der Weltbevölkerung hat fast so viel an Vermögen wie der Rest. Und die drei reichsten Menschen besitzen so viel an Vermögen wie die gesamte ärmere Hälfte der Bevölkerung in den Vereinigten Staaten zusammen. Den Vermögenden gelingt auch eine Steuervermeidung in Steueroasen viel leichter als dem Rest der Bevölkerung. Ein eigener Industriezweig hilft den Überreichen Steuern zu vermeiden. Auch steigt die Marktmacht von großen Konzernen bedenklich an. Wenige Giganten streichen einen Löwenanteil der Profite ein. Jüngst problematisierte diese W

Autor

Dr. Martin Schürz ist Ökonom und individualpsychologischer Analytiker in Wien. Er forscht seit mehr als zwei Jahrzehnten zur Vermögensverteilung in Europa und ist Lektor an der Wirtschaftsuniversität in Wien. 2015 erhielt er den Progressive Economy Award des Europäischen Parlaments.