Besprechung

»Ein Bravourstück.« Salve 20181209

Kurztext / Annotation

Die Geschichte des jungen Franz, seiner Liebe zu Anezka und seine Freundschaft mit Sigmund Freud im Wien der Dreißigerjahre.

Langtext

Österreich 1937: Der 17-jährige Franz Huchel verlässt sein Heimatdorf, um in Wien als Lehrling in einer Trafik - einem kleinen Tabak- und Zeitungsgeschäft - sein Glück zu suchen. Dort begegnet er eines Tages dem Stammkunden Sigmund Freud und ist sofort fasziniert von ihm. Im Laufe der Zeit entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen den beiden unterschiedlichen Männern. Als sich Franz kurz darauf Hals über Kopf in die Varietétänzerin Anezka verliebt, sucht er bei dem alten Professor Rat. Dabei stellt sich jedoch schnell heraus, dass dem weltbekannten Psychoanalytiker das weibliche Geschlecht ein mindestens ebenso großes Rätsel ist wie Franz. Ohnmächtig fühlen sich beide auch angesichts der sich dramatisch zuspitzenden politisch-gesellschaftlichen Verhältnisse. Und schon bald werden Franz, Freud und Anezka jäh vom Strudel der Ereignisse mitgerissen.


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Autor

Robert Seethaler wurde 1966 in Wien geboren. Bei Kein & Aber erschienen die Romane »Die Biene und der Kurt«, »Die weiteren Aussichten«, »Jetzt wirds ernst« sowie »Der Trafikant«. Sein Debütroman »Die Biene und der Kurt« wurde unter dem Titel »Die zweite Frau« verfilmt und mehrfach ausgezeichnet. Die Verfilmung des Bestsellers »Der Trafikant« kam 2018 mit Bruno Ganz in der Hauptrolle in die Kinos. Robert Seethaler lebt und schreibt in Wien und Berlin.

Ein naiver Landjunge im Wien der Vorkriegszeit 2016-11-09 18:07:00

Der junge Franz hat bisher ein unbeschwertes Leben geführt, das ihm seine Mutter durch das Verhältnis mit dem reichen Herrn Preininger ermöglicht hat. Als dieser stirbt, verlässt der 17-jährige sein Heimatdorf im Salzkammergut und nimmt 1937 in Wien die Lehrstelle bei einem kriegsversehrten Trafikanten an.
Einer der Stammkunden ist Sigmund Freud, der es dem jungen Mann angetan hat. Franz versucht, mit dem berühmten Professor ins Gespräch zu kommen.
Doch der damals immer stärker werdende Judenhass bringt Unglück über den Trafikanten und seinen Lehrling.
Die Geschichte des jungen Franz ist subtil eingebettet in ein historisches Gemälde der Vorkriegs- und Kriegszeit Wiens mit seinen Auswüchsen und Grausamkeiten.
Ein Buch von einem Buch! 2015-04-30 12:03:00
Ein Buch von einem Buch! Tolle Atmosphäre, trotz der Dramatik unterhaltsam und die Idee, Sigmund Freud so in ein Buch zu integrieren ist genial!
Kein Wunder, dass Robert Seethaler damit durchgestartet ist!
Alltag zu unmenschlichen Zeiten 2014-08-21 19:48:00
von u.gae
Die Geschichte führt uns zurück in die 1930er Jahre, also in die Zeit kurz vor bzw. zu Beginn der NS-Herrschaft in Österreich, und gewährt dabei viele interessante, historische Einblicke in den Alltag der Zwischenkriegszeit. Außerdem lässt uns Robert Seethaler das psychologische Urgestein Sigmund Freud privat kennenlernen. Und dennoch legt er das Hauptaugenmerk auf die erste Liebe des 17-jährigen Franz Huchel, der von seiner Mutter nach Wien geschickt wird, um eine Lehre als Trafikant anzutreten.

Es beeindruckt, wie sehr der Protagonist mit sich selbst beschäftigt ist, sodass die politischen Ereignisse anfangs immer wieder in den Hintergrund treten, und wie sehr die Diktatur dann doch sein Leben beeinflusst.
Nicht zuletzt macht die schöne Sprache, die auch noch voll von gewitzten Bildern ist, den Roman zu einem wahren Lesegenuss!


Ulrike Gärtner