Leere Herzen

Leere Herzen

von Juli Zeh

€ 20,60

Hardcover

versand- oder abholbereit in 48 Stunden

Roman
2017 Luchterhand Literaturverlag
352 Seiten
220 mm x 145 mm
Sprache: Deutsch
978-3-630-87523-1

Besprechung

»Juli Zeh kann erzählen, und wie!« Martin Ebel / Der Bund

Langtext

Sie sind desillusioniert und pragmatisch, und wohl gerade deshalb haben sie sich _erfolgreich in der Gesellschaft eingerichtet: Britta Söldner und ihr Geschäftspartner Babak Hamwi. Sie haben sich damit abgefunden, wie die Welt beschaffen ist, und wollen nicht länger verantwortlich sein für das, was schief läuft. Stattdessen haben sie gemeinsam eine kleine Firma aufgezogen, "Die Brücke", die sie beide reich gemacht hat. Was genau hinter der "Brücke" steckt, weiß glücklicherweise niemand so genau. Denn hinter der Fassade ihrer unscheinbaren Büroräume betreiben Britta und Babak ein lukratives Geschäft mit dem Tod.

Als die "Brücke " unliebsame Konkurrenz zu bekommen droht, setzt Britta alles daran, die unbekannten Trittbrettfahrer auszuschalten. Doch sie hat ihre Gegner unterschätzt. Bald sind nicht nur Brittas und Babaks Firma, sondern auch beider Leben in Gefahr...

"Leere Herzen" ist ein provokanter, packender und brandaktueller Politthriller aus einem Deutschland der nahen Zukunft. Es ist ein Lehrstück über die Grundlagen und die Gefährdungen der Demokratie. Und es ist zugleich ein verstörender_ Psychothriller über eine Generation, die im Herzen leer und ohne Glauben und Überzeugungen ist.


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Hardcover
Roman
2017 Luchterhand Literaturverlag
352 Seiten
220 mm x 145 mm
Sprache: Deutsch
978-3-630-87523-1


Weitere verfügbare Ausgaben:

Autor

Juli Zeh, 1974 in Bonn geboren, Jurastudium in Passau und Leipzig, Promotion im Europa- und Völkerrecht. Längere Aufenthalte in New York und Krakau. Schon ihr Debütroman »Adler und Engel« (2001) wurde zu einem Welterfolg, inzwischen sind ihre Romane in 35 Sprachen übersetzt. Juli Zeh wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Thomas-Mann-Preis (2013) und dem Heinrich-Böll-Preis (2019). Im Jahr 2018 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz und wurde zur Richterin am Verfassungsgericht des Landes Brandenburg gewählt. Ihr Roman »Über Menschen« war das meistverkaufte belletristische Hardcover des Jahres 2021. Zuletzt erschien bei Luchterhand der zusammen mit Simon Urban verfasste Bestseller »Zwischen Welten«.

Gesellschaftskritik in einen Thriller verpackt 2018-01-28 17:00:00
Deutschland in naher Zukunft. Die Besorgte-Bürger-Bewegung stellt die Regierung und schränkt nach und nach die Freiheiten der Bürger ein. Die Geschichte ist im Hippster-Bürgertum angesiedelt. Berlin und seine Szene-Kieze sind inzwischen uncool, man zieht nach Braunschweig, wo die Häuser noch bezahlbar sind und sich alles in beruhigender Durchschnittlichkeit bewegt. Britta und ihre Freunde haben sich in ihrer Bequemlichkeit eingerichtet, sind pragmatisch geworden und gehen seit Jahren nicht mehr wählen. Die Welt da draußen geht sie in ihrer mittelstädtischen Idylle nichts an. Außer dass Britta die politische Situation monetarisiert hat. Gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner Babak hat sie ihre Firma "Die Brücke" aufgezogen. Vordergründig ist es eine physiotherapeutische Praxis mit Lebensberatung, doch dahinter steckt ein knallhartes und pragmatisches Geschäft mit dem Tod. Doch dann erfahren Britta und Babak aus den Nachrichten, dass ihnen jemand Konkurrenz macht und ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Nicht nur das Geschäft, sondern auch Britta und Babak und alle, die ihnen nahe stehen, sind in Gefahr.

Juli Zeh hat mit diesem Buch eine realistische Dystopie in einen spannenden Thriller verpackt, der mich kaum losgelassen hat. Vieles ist nah an die aktuellen Entwicklungen angelehnt und somit die Botschaft manchmal sehr offenkundig. Doch das hat mich gar nicht so gestört, weil man die Gefahren der derzeitigen Entwicklungen weltweit wahrscheinlich gar nicht deutlich genug aufzeigen kann. Hinzu kommt, dass die Autorin den Figuren leben eingehaucht hat und man sie sich sehr gut bildlich vorstellen kann, da sie das Bildungsbürgertum sehr gut abbilden. Sie sind sehr gut ausgearbeitet und auch das ganze Setting ist gut und glaubhaft konstruiert. Sogar Brittas Geschäftsidee ist in diesem Rahmen einfach nur eine logische Konsequenz. Was mich jedoch zum Ende hin gestört hat ist die zunehmende Verworrenheit und dass die Moral letztlich irgendwie versandet. Hier fehlte mir die abschließende Konsequenz und Eindeutigkeit. Zudem konnte ich die Verwicklungen der einzelnen Akteure nicht mehr gut auseinander halten und Brittas Handlungen nicht mehr immer logisch nachvollziehen.

Dennoch war das Buch durchweg spannend und eine gut platzierte Gesellschaftskritik, die zum Nachdenken anregt und die ich weiterempfehlen würde.
Grandioses Buch 2018-01-08 15:08:00
von

Cover

Das Cover ist gestalterisch sehr gelungen. Der weiße Hintergrund passt perfekt zu dem Wort "leere". Auch wenn der Name anderes vermuten lässt, handelt es sich hier nicht um einen Liebesroman.

Inhalt und eigene Meinung

Julis Zeh neuer Roman ist mehr als nur eine Zukunftsvision. Eine Dystopie- Er handelt von einer "Besorgte-Bürger-Bewegung" in Deutschland, in der Umgebung von Braunschweig. Diese "Nähe" spürt man beim Lesen deutlich, denn es betrifft uns hier. Der Roman wirft einige Fragen auf, wie "gibt es noch Hoffnung? Wie nah ist diese Zukunft wirklich? Ist unsere Demokratie gefährdet?". Dieser Roman umfasst alles, er handelt von Politik, ist gleichzeitig unterhaltsam und auch spannend. Juli Zeh schafft es gezielt, provokant zum Nachdenken anzuregen.

"Die Freunde und Geschäftspartner Britta Söldner und Babak Hamwi dass sich die Welt stark verändert hat, vor allem im politischen Bereich. Sie wollen nicht mehr für das verantwortlich sein, was schief läuft. So haben sie vor einiger Zeit ein Unternehmen namens „Die Brücke“ gegründet und sind damit sehr erfolgreich. Nach außen hin als Heilpraxis für Psychotherapie getarnt, verbirgt sich jedoch etwas ganz anderes hinter den unscheinbaren Büroräumen – ein Geschäft mit dem Tod."
Kurz darauf wird es sehr spannend! Denn die Brücke bekommt Konkurrenz, an dieser Stelle möchte ich aber nicht zu viel verraten.

Dieses Buch kann ich wirklich jedem empfehlen, Langeweile ist garantiert nicht vorprogrammiert. Juli Zeh überzeugt durchaus mit Ihrem außergewöhnlichen Schreibstil.
Eher mäßige Story gut verpackt 2017-12-16 13:52:00
von
Nachdem mich „Unterleuten“ begeistern konnte, ich „Nullzeit“ aber eher mittelprächtig fand, war ich dennoch sehr neugierig auf Juli Zehs neuen Roman „Leere Herzen“. Thematisch wieder etwas völlig anderes; laut Klappentext erwartete mich hier eher eine Art Politthriller-Roman-Mix. An sich nicht ganz mein Genre, aber die Leseprobe machte definitiv Lust auf mehr.

In jener wird man ohne großes Vorgeplänkel in die Szenerie geworfen. Ein Abendessen einer normalen, aber offensichtlich recht erfolgreichen Familie mit ihren Freunden. Der Schauplatz ist Deutschland in einer nicht näher bestimmten, aber mit Sicherheit nicht allzu entfernten Zukunft. Gerade in der anfänglichen Abendveranstaltung fallen so einige interessante bis zynische Spitzen gegenüber der heutigen Politik und Situation. Dieser Teil der Leseprobe reichte aus, um meine Neugierde auf das Buch endgültig zu wecken. Die Szene war auf eine spezielle Weise irgendwie bizarr und schräg und doch wieder völlig selbstverständlich.

Der Schreibstil tat sein Übriges, um den Einstieg in die Geschichte sehr leicht zu machen. Sehr flüssig zu lesen, ohne dabei allzu simpel zu sein und somit genau mein Geschmack und entsprechend meiner Erwartung. Die Protagonisten und auch Nebenfiguren wirkten auf mich durchweg nicht sonderlich sympathisch – vielleicht waren sie absichtlich so angelegt, vielleicht ist das auch nur mein persönlicher Eindruck. Allerdings waren sie dabei keineswegs so nervig bis anstrengend, so dass ich nie das Bedürfnis verspürte, ihretwegen das Buch abbrechen oder zumindest unterbrechen zu wollen.

Dafür, also für das irgendwann schleppende Lesetempo meinerseits, sorgte der allzu schnell abflachende Spannungsbogen. Was zu Beginn sehr interessant begann, als die Geschäfte hinter der „Brücke“ endlich beschrieben wurden, ließ etwa ab der Mitte des Buches die Geschichte Abwechslung vermissen. Hier konnte das ordentliche Tempo vom Beginn leider nicht mehr gehalten werden und eher unspektakuläre Ereignisse zogen sich etwas zu sehr in die Länge – vor allem gemessen an der doch eher geringen Seitenzahl. Hier hätte ich mir einfach insgesamt eine etwas andere Entwicklung gewünscht, etwas mehr Überraschung.

Am Ende konnte die Story leider nach den vielen anfänglichen, interessanten Details nicht ganz halten, was sie versprach. Gute 3 Sterne vergebe ich für den Inhalt, aufgrund des lesenswerten Stils kann ich „Leere Herzen“ aber insgesamt reinen Gewissens 4 Sterne geben.