von Daniel Kehlmann
"Lichtspiel" von Daniel Kehlmann ist ein Roman übers Überleben. G. W. Pabst ist aufgrund seiner Stellung und Bekanntheit sicher nicht der Durchschnittsmensch im Deutschen Reich, aber er ist ein Stellvertreter für die Deutschen und Österreicher, die einfach nur versucht haben, in Kriegszeiten durchzukommen. Das mag moralisch nicht richtig gewesen sein, menschlich ist es nachvollziehbar.
Natürlich geht es um Kinogeschichte und um das Prinzip "Kino": Um Wahrnehmung, Wahrheit und Inszenierung, um Auslassen und Ergänzen, um das Steuern des Blicks der Zuschauer (oder Leser) - und genau diese Elemente übernimmt Kehlmann spielerisch in seinem Erzählstil.
"Lichtspiel" ist sehr bild- und filmhaft. Ein Kapitel, in dem Pabst beim Propaganda-Minister vorsprechen muss, wirkt wie eine Szene aus "Der große Diktator". Auch die Figuren haben etwas Filmhaftes, sind teilweise vereinfachte Abziehbildchen und Stereotype, die man sich alle sehr gut vorstellen kann - und die ihre "Rolle" in der Geschichte erfüllen.
Die Story ist spannend, die Schilderungen empathisch. Szenen, bei denen es um die Hilflosigkeit gegenüber der faschistischen Macht geht, beklemmen und machen wütend.
Ein großartiger Roman, der zu meinen Lieblingsbüchern dieses Jahr gehört!