Lichtspiel

Lichtspiel

von Daniel Kehlmann

€ 26,80

Hardcover

Sofort verfügbar in Bregenz, Dornbirn

Roman | "Ein Geniestreich von einem Roman, ein Buch, das bleiben wird." ARD Druckfrisch
2023 Rowohlt, Hamburg
480 Seiten
36 mm x 134 mm
Sprache: Deutsch
978-3-498-00387-6

Besprechung

Ein Geniestreich von einem Roman, ein Buch, das bleiben wird. ARD "Druckfrisch" 20231029

Langtext

Daniel Kehlmanns Roman über einen Filmregisseur im Dritten Reich, über Kunst und Macht, Schönheit und Barbarei ist ein Triumph. Lichtspiel zeigt, was Literatur vermag: durch Erfindung die Wahrheit hervortreten zu lassen.

Einer der Größten des Kinos, vielleicht der größte Regisseur seiner Epoche: Zur Machtergreifung dreht G. W. Pabst in Frankreich; vor den Gräueln des neuen Deutschlands flieht er nach Hollywood. Aber unter der blendenden Sonne Kaliforniens sieht der weltberühmte Regisseur mit einem Mal aus wie ein Zwerg. Nicht einmal Greta Garbo, die er unsterblich gemacht hat, kann ihm helfen. Und so findet Pabst sich, fast wie ohne eigenes Zutun, in seiner Heimat Österreich wieder, die nun Ostmark heißt. Die barbarische Natur des Regimes spürt die heimgekehrte Familie mit aller Deutlichkeit. Doch der Propagandaminister in Berlin will das Filmgenie haben, er kennt keinen Widerspruch, und er verspricht viel. Während Pabst noch glaubt, dass er dem Werben widerstehen, dass er sich keiner Diktatur als der der Kunst fügen wird, ist er schon den ersten Schritt in die rettungslose Verstrickung gegangen.



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Hardcover
Roman | "Ein Geniestreich von einem Roman, ein Buch, das bleiben wird." ARD Druckfrisch
2023 Rowohlt, Hamburg
480 Seiten
36 mm x 134 mm
Sprache: Deutsch
978-3-498-00387-6


Weitere verfügbare Ausgaben:

Autor

Daniel Kehlmann, 1975 in München geboren, wurde für sein Werk unter anderem mit dem Candide-Preis, dem Per-Olov-Enquist-Preis, dem Kleist-Preis, dem Thomas-Mann-Preis, dem Friedrich-Hölderlin-Preis und 2024 mit dem Ludwig-Börne-Preis ausgezeichnet. Sein Roman Die Vermessung der Welt war eines der erfolgreichsten deutschen Bücher der Nachkriegszeit, und auch sein Roman Tyll stand monatelang auf den Bestsellerlisten und gelangte auf die Shortlist des International Booker Prize. Zuletzt erschien sein Roman Lichtspiel, ebenfalls ein großer Erfolg bei Kritik und Publikum. Daniel Kehlmann lebt in Berlin.

Buchhändlerempfehlung

MMag. Katharina Huchler aus unserer Buchhandlung empfiehlt dieses Buch:

"Lichtspiel" von Daniel Kehlmann ist ein Roman übers Überleben. G. W. Pabst ist aufgrund seiner Stellung und Bekanntheit sicher nicht der Durchschnittsmensch im Deutschen Reich, aber er ist ein Stellvertreter für die Deutschen und Österreicher, die einfach nur versucht haben, in Kriegszeiten durchzukommen. Das mag moralisch nicht richtig gewesen sein, menschlich ist es nachvollziehbar. Natürlich geht es um Kinogeschichte und um das Prinzip "Kino": Um Wahrnehmung, Wahrheit und Inszenierung, um Auslassen und Ergänzen, um das Steuern des Blicks der Zuschauer (oder Leser) - und genau diese Elemente übernimmt Kehlmann spielerisch in seinem Erzählstil. "Lichtspiel" ist sehr bild- und filmhaft. Ein Kapitel, in dem Pabst beim Propaganda-Minister vorsprechen muss, wirkt wie eine Szene aus "Der große Diktator". Auch die Figuren haben etwas Filmhaftes, sind teilweise vereinfachte Abziehbildchen und Stereotype, die man sich alle sehr gut vorstellen kann - und die ihre "Rolle" in der Geschichte erfüllen. Die Story ist spannend, die Schilderungen empathisch. Szenen, bei denen es um die Hilflosigkeit gegenüber der faschistischen Macht geht, beklemmen und machen wütend. Ein großartiger Roman, der zu meinen Lieblingsbüchern dieses Jahr gehört!

Alle Buchtipps von MMag. Katharina Huchler

Georg Wilhelm Pabst als tragische Figur 2023-12-06 17:02:00
Daniel Kehlmann dürfte den meisten durch sein Erfolgsbuch „Die Vermessung der Welt“ bekannt sein. Auch in seinem neuesten Werk „Lichtspiel“ widmet er sich einer historischen Figur: Dem Regisseur Georg Wilhelm Pabst. Und eines gleich vorweg: Der Roman hat mir sehr gut gefallen.

Schon der Einstieg ist klasse. Franz Wilzek (eine fiktive Figur!), selbst Regisseur und ehemaliger Kameraassistent von G. W. Pabst, wird in die Sendung „Was gibt es Neues vom Sonntag“ von Heinz Conrads eingeladen. Was diese Rahmenhandlung so besonders macht, ist der geistig verwirrte Zustand, in dem sich Wilzek befindet und der gut zum Ausdruck kommt. Er wirkt orientierungslos und überfordert, hat Schwierigkeiten sich zu erinnern und kann nicht angemessen auf die Fragen des Moderators reagieren. Die Folge seiner Demenzerkrankung.

Danach folgt ein Schwenk nach Hollywood. Pabst ist inmitten von Verhandlungen für einen neuen Film. Man will ihn mit amerikanischer Freundlichkeit überreden, einen Film zu drehen, der nicht nach seinem Geschmack ist. Pabst lehnt zunächst ab, bleibt kategorisch bei seinem „Nein“. Eine sehr humorvolle Passage. Die interkulturellen Missverständnisse, das schlechte Englisch von Pabst, all das wurde hervorragend gestaltet und wirkt amüsant.

Danach folgen immer wieder Sequenzen aus dem Leben des Regisseurs. Einzelne Stationen werden szenenartig aneinander gereiht. Dazwischen immer wieder Zeitsprünge. Und ich stoße bei meiner Lektüre immer wieder auf Highlights: z.B. die Unterredung mit Greta Garbo, die eine von Pabst angebotene Rolle ablehnt. Sie ist zwar dankbar, dass Pabst sie berühmt gemacht hat, aber ihre Dankbarkeit kennt Grenzen. Auch Pabsts Rückkehr mit dem Zug in seine Geburtsland blieb mir im Gedächtnis: Er weiß genau, welche politischen Zustände im Land herrschen. Trotzdem verordnet er sich, seiner Frau und seinem Sohn zu schweigen. Wie er wirklich über die politischen Veränderungen denkt, erfahren wir nicht. Er bezeichnet sich selbst als nichtpolitischen Menschen. Eine weitere gut arrangierte Textstelle ist Pabsts Gespräch mit Goebbels. Es wird deutlich, dass Pabst eigentlich gar keine Absicht mehr hat, weitere Filme zu drehen. Propaganda ist ihm zuwider. Doch der Propagandaminister legt ihm Worte in den Mund und droht ihm subtil. Der Regisseur kann sich nicht behaupten und knickt ein. Und man fragt sich als Leser:in automatisch die alles entscheidende Frage: Wie hätte man selbst gehandelt?

Deutlich wird auch, was für eine tragische Figur Pabst ist. In den USA will sich der Erfolg nicht so recht einstellen, sein erster Film schlägt nicht ein und er kassiert Absagen von weiblichen Darstellerinnen. Er weicht zunächst in andere Länder wie z.B. Frankreich aus, doch es gelingt ihm einfach nicht, an alte, erfolgreiche Zeiten anzuknüpfen. Er entschließt sich in seine Heimat zurückzukehren, trotz des Wissens um die dort herrschenden politischen Zustände. Und als er seinen Fehler erkennt und ihn korrigieren will, bricht der Krieg aus, die Grenzen werden geschlossen und Pabst sitzt mit seiner Familie fest. Es gibt kein Zurück mehr. Und das Regime ist bereits auf ihn aufmerksam geworden. Er wird, wie schon erwähnt, vom Propagandaminister Goebbels nach Berlin eingeladen und kann dem auf ihn ausgeübten Druck nicht widerstehen. Er dreht wieder Filme und muss sich mit dem Regime arrangieren.

Ich bin mit der Erwartungshaltung an das Buch gegangen, dass Pabst ein Opportunist ist. Dies würde ich nach der Lektüre aber nicht mehr so sehen. Pabst hält sich einfach heraus, er will nicht sehen, was um ihn herum passiert. Er nimmt zwar stellenweise wahr, was um ihn herum passiert (das wird v.a. bei den dargestellten Dreharbeiten deutlich), schweigt aber dazu und behält seine Gedanken für sich. Dennoch wird für mich an vielen Stellen deutlich, dass er mit dem Regime hadert und längst nicht mit allem einverstanden ist. Doch er harrt im Land aus und stürzt sich in die Arbeit. Das Drehen von Filmen ist seine Ablenkung. Pabst wird zunehmend „umgebungsblind“, ihm geht es nur darum, wieder einen großen Erfolg einzufahren. Das zeigt sich vor allem bei den Dreharbeiten zu seinem Film „Der Fall Molander“. Und man kann sich wieder fragen: Welche Wahl hat er auch? Er muss sich mit den Gegebenheiten arrangieren. Hat er eine Alternative? Wenn ja, welche? Es lohnt sich auch, das Vater-Sohn-Verhältnis genauer in den Blick zu nehmen, um Pabsts Ansichten zum Krieg auszuloten. Eine Entfremdung zwischen den beiden wird nur allzu deutlich. Und es zeigt sich auch am Beispiel des Sohnes, wie das Sein das Bewusstsein bestimmt.

Was mich während der Lektüre ständig umtreibt, ist die Frage, was tatsächlich historisch verbürgt ist und was fiktiv ist. Kehlmann verwebt Fiktion und Fakten. Es gibt fiktive Figuren wie z.B. Franz Wilzek aus der Rahmenhandlung und weitere. Auch die Gespräche zwischen den Figuren sind fiktiv. Mich verunsichert so etwas immer, denn ich möchte mir ungern etwas Falsches merken. Doch Kehlmann geht es nicht darum, einen historischen Roman zu schreiben (hier empfehle ich eher Bücher von Ulf Schiewe). Trotzdem hätte ich mir ein informativeres Nachwort gewünscht, in dem der Autor evtl. darlegt, was Wirklichkeit ist und was nicht. Mein Wunsch nach einem umfangreicheren Nachwort führt aber nicht zu einem Sternabzug. So komme ich für dieses lesenswerte Buch auf 5 Sterne!
ein tolles Buch 2023-12-01 22:29:00
Ich lese sehr gerne den Autor Daniel Kehlmann und habe mir deshalb dieses neu erschienene Buch von dem Autor gekauft und gelesen. Ich bin wieder einmal gefesselt worden von der spannenden Geschichte um einen Regisseur, der sozusagen mit der dunklen und schlimmsten Seite der Macht kooperiert und selbst Erfolge feiert. Ob er da so unschuldig hineingeraten ist wie es scheint, wird wohl nie so ganz herauskommen, aber diese Lücke des Wissens auch Teil der Spannung des Buches. Ich finde besonders gut, dass es aus verschiedenen Perspektiven und Figuren erzählt wird und so mit verschiedenen Lebenssituationen in der NS Zeit auseinandersetzt. Die Sprache des Buches hat mir wie bei allen anderen Büchern des Autors ebenfalls sehr gut gefallen und ich wollte dieses Buch einfach schnellstmöglich lesen die gesamte Geschichte aufnehmen. Ein super Buch.
Ungeklärte Filmgeschichte 2023-10-19 13:04:00
von Lu

Der erfolgreiche deutsche Filmregisseur G.W. Pabst verlässt Nazi-Deutschland mit seiner Frau Trude und Sohn Jakob, um es in Hollywood zu versuchen und daran kläglich zu scheitern. Auf der Suche nach dem nächsten großen Film zieht es ihn mit seiner Familie zurück nach Europa und schließlich mitten hinein in die Propaganda-Filmindustrie der Nazis. Kann man zu der Zeit noch deutsche Filme machen, ohne selbst schuldig zu werden? Und wird Pabst damit zum Opfer der NS-Geschichte oder zum Täter? Und was ist eigentlich wirklich passiert?
Kehlmanns Roman über die deutsche Filmindustrie während der NS-Zeit ist selbst spannend, unterhaltsam und zum Nachdenken anregend wie ein guter Spielfilm. Auch die Charaktere scheinen wie Filmfiguren zu sein: Da ist Pabst als komplex gezeichneter Protagonist, daneben gibt es ihm zuspielende Nebenfiguren, deren eigene Geschichte ebenfalls angedeutet wird wie z.B. die seines Assistenten Franz, aber auch klare Antagonisten wie z.B. Riefenstahl. All dies wird in einer Vielfalt an verschiedenen Erzählperspektiven und -stilen vermittelt, dass man die Freude am Schreiben zwischen den Zeilen spüren kann. Große Empfehlung!