Astrids Vermächtnis

Astrids Vermächtnis

von Lars Mytting

€ 28,80

Hardcover

Sofort verfügbar in Bregenz, Höchst, Dornbirn

Roman | Der große Abschluss der Schwesterglocken-Trilogie
2024 Insel Verlag
653 Seiten
273 mm x 243 mm
Sprache: Deutsch
978-3-458-64420-0

Besprechung

»Ein unerschöpflicher Quell. Lange habe ich kein Buch so intensiv gesehen - wie einen Film.« Nettavisen

Langtext

Die Deutschen überfallen Norwegen und Astrid Hekne schließt sich dem Widerstand an. Sie hat den Kampfgeist ihrer Großmutter geerbt. Die hatte einst dem jungen Pfarrer von Butangen den Tod vorausgesagt. Fast am Ende seines Lebens findet er bei einem gewagten Sabotageakt in Astrid die Komplizin, nach der er immer gesucht hat.

Lars Mytting erzählt von einem norwegischen Tal in den Jahren 1936 - 1945 und von widerständigen Frauen und Männern mit Pioniergeist. Sie lassen Mythen und Aberglauben hinter sich, trotzen Not und Krieg und machen sich auf den Weg in eine neue Zeit.


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Hardcover
Roman | Der große Abschluss der Schwesterglocken-Trilogie
2024 Insel Verlag
653 Seiten
273 mm x 243 mm
Sprache: Deutsch
Übersetzt von: Hinrich Schmidt-Henkel
978-3-458-64420-0


Weitere verfügbare Ausgaben:

Autor

Lars Mytting, geboren 1969, stammt aus Fåvang im norwegischen Gudbrandsdalen. Im Insel Verlag erschienen außerdem der Bestseller Der Mann und das Holz. Vom Fällen, Hacken und Feuermachen und der Roman Die Birken wissen's noch sowie die zwei Romane Die Glocke im See und Ein Rätsel auf blauschwarzem Grund, die zusammen mit Astrids Vermächtnis eine Trilogie bilden. Hinrich Schmidt-Henkel übersetzt Belletristik, Theaterstücke und Lyrik aus dem Norwegischen, Französischen und Italienischen. Zu den von ihm übersetzten Autoren gehören Jon Fosse, Kjell Askildsen, Jean Echenoz, Édouard Louis und Louis-Ferdinand Céline.

Ein Teppich aus Bildern und Geschichten 2024-05-02 18:34:00
von Ruth
Alle, die wie ich voller Begeisterung die ersten beiden Bände der Schwesternglockentrilogie gelesen haben, erwarteten sehnsüchtig das neue Buch des norwegischen Autors Lars Mytting, mit dem er seine Reihe um die Hekne - Schwestern und ihre Nachkommen beendet hat.
Es beginnt wie immer mit einem Rückblick ins frühe 17. Jahrhundert, zu jener Zeit, als die beiden Hekne- Schwestern lebten. Dabei wiederholt Mytting nicht nur Bekanntes, sondern fügt dem damaligen Geschehen neue Facetten hinzu. Dieses Mal geraten die Schwestern ins Visier der Kirche, die sie als „ Monstrum“ mit dem Teufel im Bunde wähnen.
Denn das Besondere an den Zwillingstöchtern Halfried und Gunhild war, dass sie an der Hüfte zusammengewachsen waren. Sie zählten zu den besten Weberinnen des ganzen Gudbrandstals und ihr Hauptwerk war jener legendäre Wandteppich, in den Prophezeiungen und das Ende des letzten Gemeindepfarrers hineingewebt wurden.
Dieser Pfarrer Kai Schweigaard tritt in allen drei Bänden auf und wird so zur zentralen Figur der Geschichte. Er kommt im ersten Band als junger fortschrittsgläubiger Pfarrer nach Butangen und verfügt, dass eine neue Kirche gebaut werden soll und lässt die alte Stabkirche von einem deutschen Architekturstudenten abbauen und nach Dresden versetzen. Aber schlimmer noch. Er veranlasst, dass die beiden Glocken, die den Schwestern zu Ehren gegossen wurden, getrennt werden. Dabei sollten sie zusammenbleiben, wie die beiden Schwestern, ansonsten drohe Unheil. Diese Schuld lastet schwer auf Kai Schweigaard.
Mittlerweile, wir sind im Jahr 1936, ist er ein alter Mann, der sich aber immer noch um seine Schäfchen kümmert. Eine besondere Verbindung besteht zum Hekne -Hof und hier vor allem zu Astrid. Sie ist die Enkelin jener Astrid, der großen, aber unerfüllten Liebe des Pfarrers.
Wie ihre Großmutter ist auch die junge Astrid eine selbstbewusste, starke Frau. Sie will genauso wenig wie ihr Bruder das väterliche Erbe antreten. Dabei haben es ihre Eltern mit sehr viel Pioniergeist und harter Arbeit zu einem gewissen Wohlstand gebracht. Doch während ihr Bruder seine künstlerische Begabung entfalten möchte, strebt Astrid eine Ausbildung als Lehrerin an.
Allerdings werden die Pläne der Geschwister durch historische Umwälzungen zunichte gemacht. Im April 1940 marschieren deutsche Truppen in Norwegen ein und besetzen das Land.
Der Krieg kommt damit auch in das abgelegene Gudbrandstal. Und die SS-Organisation „ Deutsches Ahnenerbe“ interessiert sich für den mythischen Wandteppich und die in Butangen verbliebene zweite Glocke.
Astrid, die denselben Kampfgeist hat wie ihre Großmutter, engagiert sich schnell im Widerstand gegen die Besatzungsmacht. Sie setzt ihr Leben und das ihrer Familie aufs Spiel, indem sie Informationen sammelt und weiterleitet. Bis die Nazis ihr auf die Spur kommen. Um sie zu retten, greift der Pfarrer zu drastischen Maßnahmen. Das fällt ihm nicht leicht, verstößt er damit doch gegen seine Glaubensgrundsätze und riskiert nicht nur sein irdisches Leben.
Wieder verwebt Lars Mytting persönliche Schicksale mit historischen Gegebenheiten. Ist es am Anfang noch der Konflikt zwischen Tradition und Moderne, wie auch in den letzten beiden Romanen, so steht hier vor allem die Besatzungszeit und ihre Auswirkungen auf die Bevölkerung im Vordergrund. Mit Härte und Brutalität sorgen sie für eine Stimmung voller Misstrauen und Angst. Der frühere Zusammenhalt im Dorf ist dahin. Die einen schlagen sich auf die Seite der Besatzer, während andere voller Neid auf etwaige Günstlinge schauen. Wer sich auf die Seite des Widerstands stellt, muss sich permanent verstellen, muss auch seine Nächsten belügen, um diese nicht noch mehr in Gefahr zu bringen. Außerdem war niemand sicher, ob kein Verräter in den eigenen Reihen zu finden war. „ Der Krieg währte erst wenige Wochen, und wer im April noch ein Patriot war, war möglicherweise im Mai schon ein Verräter.“
Es gibt auch noch andere, die sich in den Dienst der Nazis stellen. Nicht weil sie deren Ideologie teilen, sondern weil sie vereint mit den Deutschen gegen die Bolschewiken kämpfen.
Lars Mytting hat auch in diesem Roman wieder glaubwürdige und komplexe Charaktere geschaffen. Es sind Menschen, die an den Herausforderungen, die das Leben an sie stellt, wachsen und reifen. „ Eins hat mich der Krieg gelehrt. Schwerter werden im Feuer geschmiedet und im Wasser gehärtet. Helden werden aus gewöhnlichen Menschen geschmiedet und härten tut sie das Unrecht.“ Andere wiederum sind voller Widersprüche, kämpfen mit sich und den Umständen, wie z. B. Tarald, Astrids Zwillingsbruder. Und der Leser lebt und leidet mit ihnen mit.
Doch neben der zeitgeschichtlichen Realität nimmt auch wieder der große Mythos um die Schwesternglocken und dem sagenhaften Wandteppich breiten Raum ein.
All das entfaltet Mytting mit seiner großen Sprachmacht. Bilderreich und detailliert entwirft er Szenen voller Atmosphäre und zieht so den Leser in seinen Bann.
Hat der Roman in der Mitte einige Längen, so gewinnt er gegen Ende hin wieder an Tempo und Spannung. Gekonnt führt der Autor die meisten Fäden am Ende zusammen. Dass hier ein paar Lücken bleiben müssen, ist der Fülle an Personen und Geschehnissen geschuldet.
Lobenswert ist der mehrere Seiten umfassende Überblick über die wichtigsten Figuren, Tiere und Gegenstände, die in allen drei Romanen eine wesentliche Rolle spielen. Ebenso die kurze Zusammenfassung über die historischen Hintergründe der deutschen Besatzung Norwegens; beides am Ende des Buches zu finden.
Auch wenn sich der Roman ohne Vorkenntnisse lesen lässt, empfehle ich die Bücher in ihrer Reihenfolge zu lesen. Erst dann wird man alle Zusammenhänge verstehen und kann völlig in diese Welt eintauchen.
Trotz kleiner Kritikpunkte halte ich „ Astrids Vermächtnis“ für einen würdigen Abschluss der Trilogie; Lars Mytting hat einen gewaltigen Teppich voller Bilder und Geschichten gewebt.
Episch breit und beeindruckend erzählt 2024-04-24 12:16:00
Erst als ich das Buch in Händen hielt und mich weiter über den Autor informierte, wurde mir klar, dass „Astrids Vermächtnis“ der letzte Band einer Trilogie ist mit einer Handlung, die sich offensichtlich über mehrere Generationen hinzieht. Meine Befürchtung, in Unkenntnis der beiden vorausgegangenen Bücher schwerer in diesen dritten Band hineinzufinden, stellte sich glücklicherweise schnell als unbegründet heraus. Schön ist es, das Buch in Händen zu halten. Ein farblich und gestalterisch gelungenes Cover und vor allen Dingen 650 Seiten feines, dünnes und sehr glattes Papier ließen auch haptisch ein Leseerlebnis der besonderen Art erwarten.
Die Handlung umspannt die Jahre 1936 – 1945 im kleinen Ort Blutangen in Norwegen. Die Deutschen überfallen das Land. Astrid Hekne, die Hauptperson, ausgestattet mit großem Kampfgeist, schließt sich dem Widerstand an. Ihre Kraft scheint sie von ihrer Großmutter geerbt zu haben, einer Frau, deren Denken und Handeln tief im mythischen Denken verwurzelt war. Astrids Bruder Tarald jedoch sympathisiert mit den Nationalsozialisten. Ein vor mehr als 400 Jahren von den damals lebenden Hekne-Schwestern gewebter Wandteppich enthält angeblich mehrere Weissagungen, die bis in die geschilderte Jetztzeit reichen. Astrid bewegt sich genau zwischen dieser Mystik und der harten Realität.
„Astrids Vermächtnis“ ist ein Buch, in das man sich tief hineinversenken kann. Man taucht ein in eine Geschichte, die von einer vergangenen Zeit erzählt, die noch gar nicht so lange her ist, aber gleichermaßen auch gespeist wird von der Kraft und dem mythischen Denken früherer Generationen. Es wird sehr detailverliebt erzählt, aber keineswegs langweilig. Im Gegenteil, die Handlung ist durchaus spannend, die Schilderungen der grandiosen Landschaften beeindruckend, die Darstellung der Personen eindrucksvoll und bewegend. Trotz des üppigen Buchumfangs dieser episch breit angelegten Geschichte fesselte mich das Buch durchweg, denn erzählt wird in einer intensiven, farbigen, atmosphärisch dichten und schönen Sprache, sodass das Lesen zum wahren Genuss wurde. Gerade die Verknüpfung persönlicher Schicksale und historischer Gegebenheiten, eingebunden in nordisches mystisches Denken übte auf mich eine große Faszination aus. Absolut empfehlenswert!

Das Geheimnis des Teppichs 2024-04-17 11:38:00
von Goejos
Eine grandiose Geschichte: Die Hekne Zwillinge, die Zwillingsglocken, Astrid und ihre Familie im Dorf Butangen. Die Deutschen überfallen im Zweiten Weltkrieg Norwegen und die Bewohner von Butangen bekommen das auch schmerzlich zu spüren. Manche von Ihnen werden von den Nazis überzeugt. Keiner traut mehr dem Anderen. Aber auch hier gibt es Wiederstand. Astrid gehört dazu. Kai Schweigaard, der Pfarrer ist ebenfalls dabei und er will auch die verblieben Zwillingsglocke retten. Doch der Krieg rückt immer näher und die Bombardierung und Vernichtung von Dresden ist ein trauriger Höhepunkt. Es scheinen sich einige Voraussagen, betreffend des Teppichs der Zwillinge zu bewahrheiten. Astrids Bruder ist als einarmiger Invalide heimgekehrt, doch anscheinend hat das nichts an seiner Sympathie für die Nazis geändert. Die Geschichte hat ein vom Pfarrer geplantes großartiges Finale und dann noch einen kurzen Nachsatz. Alles in Allen ein lesenswertes Werk, welches trotz der Länge nie langweilig wirkt und den Leser bis zum Schluss in seinen Bann zieht. Nur zu empfehlen.