Die Welt im Rücken

Die Welt im Rücken

von Thomas Melle

€ 20,60

Hardcover

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Ausgezeichnet mit dem mit dem Literaturpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2017 und nominiert für die Shortlist zum Deutschen Buchpreis 2016
2016 Rowohlt, Berlin
352 Seiten
211 mm x 135 mm
Sprache: Deutsch
978-3-87134-170-0

Besprechung

Wie Thomas Melle sein eigenes Zerreißen zwischen überfunkenden Nervenenden und nicht mehr kontrollierbaren Synapsenabstürzen als körperlichen wie geistigen Prozess beschreibt, ist schlicht umwerfend. taz

Langtext

Thomas Melle leidet seit vielen Jahren an der manisch-depressiven Erkrankung, auch bipolare Störung genannt. Nun erzählt er davon, erzählt von persönlichen Dramen und langsamer Besserung - und gibt einen außergewöhnlichen Einblick in das, was in einem Erkrankten so vorgeht. Die fesselnde Chronik eines zerrissenen Lebens, ein autobiografisch radikales Werk von höchster literarischer Kraft.

«Wenn Sie bipolar sind, hat Ihr Leben keine Kontinuität mehr. Die Krankheit hat Ihre Vergangenheit zerschossen, und in noch stärkerem Maße bedroht sie Ihre Zukunft. Mit jeder manischen Episode wird Ihr Leben, wie Sie es kannten, weiter verunmöglicht. Die Person, die Sie zu sein und kennen glaubten, besitzt kein festes Fundament mehr. Sie können sich Ihrer selbst nicht mehr sicher sein. Und Sie wissen nicht mehr, wer Sie waren. Was sonst vielleicht als Gedanke kurz aufleuchtet, um sofort verworfen zu werden, wird im manischen Kurzschluss zur Tat. Jeder Mensch birgt wohl einen Abgrund in sich, in welchen er bisweilen einen Blick gewährt; eine Manie aber ist eine ganze Tour durch diesen Abgrund, und was Sie jahrelang von sich wussten, wird innerhalb kürzester Zeit ungültig. Sie fangen nicht bei null an, nein, Sie rutschen ins Minus, und nichts mehr ist mit Ihnen auf verlässliche Weise verbunden.»


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Hardcover
Ausgezeichnet mit dem mit dem Literaturpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2017 und nominiert für die Shortlist zum Deutschen Buchpreis 2016
2016 Rowohlt, Berlin
352 Seiten
211 mm x 135 mm
Sprache: Deutsch
978-3-87134-170-0


Weitere verfügbare Ausgaben:

Autor

Melle, ThomasThomas Melle, 1975 geboren, studierte Vergleichende Literaturwissenschaft und Philosophie in Tübingen, Austin (Texas) und Berlin. Er ist Autor vielgespielter Theaterstücke und übersetzte u. a. William T. Vollmanns Roman «Huren für Gloria». Sein Debütroman «Sickster» (2011) war für den Deutschen Buchpreis nominiert und wurde mit dem Franz-Hessel-Preis ausgezeichnet. 2014 folgte der Roman «3000 Euro», der auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis stand. 2015 erhielt Thomas Melle, der in Berlin lebt, den Kunstpreis Berlin.

Leben im Ausnahmezustand 2016-11-04 21:20:00
von Xirxe
Wie kann mich ein so ungeheuerlich beklemmend machendes Buch derart begeistern? Obwohl das Thema so entsetzlich ist, dass ich immer wieder innehalten musste, konnte ich es trotzdem kaum aus den Händen legen. Thomas Melle berichtet von seiner manisch-depressiven Erkrankung derart eindringlich, dass ich fast meinen konnte, eine Ahnung davon zu spüren, was er erlebte und noch immer erlebt.
Schonungslos erzählt er von seinem Leben während der drei Schübe, ohne Rücksicht zu nehmen auf die Darstellung seiner Person. Wie die Krankheit sein bisheriges Leben praktisch zertrümmert, bis von seinem ursprünglichen Selbst nur noch Bruchstücke vorhanden sind; wie er sich daraus wieder hervorkämpft und wieder zu Boden geht, um danach erneut vor den Trümmern dessen steht, was ihm wichtig war; wie er ganz unten landet und ihm dies erst ins Bewusstsein dringt, als es fast endgültig zu spät ist. Unglaublich, dass daraus ein Buch wie dieses entstanden ist in einer Sprache, die gleichermaßen die Kraft wie auch die Schwäche dieses Leidens so überaus intensiv darstellt.
War Bipolarität bisher eine Krankheit, über die ich gelegentlich in der Zeitung etwas gelesen habe und dann entsetzt den Kopf schüttelte ("schon schlimm"), ist sie durch diese Lektüre etwas sehr Konkretes geworden. Allen die mehr über diese Erkrankung wissen wollen als 'nur' sachliche Informationen, empfehle ich dieses Buch wärmstens.
Ich wünsche Herrn Melle von ganzem Herzen, dass er nie wieder solche Phasen durchleben muss. Und stattdessen den Roman schreibt, 'der das ganze Spektrum abdeckt'. Ich freue mich schon darauf!