Tschick

Tschick

von Wolfgang Herrndorf

€ 11,40

Taschenbuch

Sofort verfügbar in Dornbirn, Bregenz

Roman
2016 Rowohlt TB.
256 Seiten
19 mm x 125 mm
Sprache: Deutsch
978-3-499-25635-6

Besprechung

Tschick ist ein schöner, trauriger Abenteuerroman aus dem rätselhaften deutschen Osten, der nur einen Nachteil hat: dass er viel zu schnell zu Ende geht. Deutschlandradio

Langtext

«Ein klappriges Auto kam die Straße runtergefahren. Es fuhr langsam auf unser Haus zu und bog in die Garagenauffahrt ein. Eine Minute stand der hellblaue Lada Niva mit laufendem Motor vor unserer Garage, dann wurde der Motor abgestellt. Die Fahrertür ging auf, Tschick stieg aus. Er legte beide Ellenbogen aufs Autodach und sah zu, wie ich den Rasen sprengte. 'Ah', sagte er, und dann sagte er lange nichts mehr. 'Macht das Spaß?'» Mutter in der Entzugsklinik, Vater mit Assistentin auf Geschäftsreise: Maik Klingenberg wird die großen Ferien allein am Pool der elterlichen Villa verbringen. Doch dann kreuzt Tschick auf. Tschick, eigentlich Andrej Tschichatschow, kommt aus einem der Asi-Hochhäuser in Hellersdorf, hat es von der Förderschule irgendwie bis aufs Gymnasium geschafft und wirkt doch nicht gerade wie das Musterbeispiel der Integration. Außerdem hat er einen geklauten Wagen zur Hand. Und damit beginnt eine Reise ohne Karte und Kompass durch die sommerglühende deutsche Provinz, unvergesslich wie die Flussfahrt von Tom Sawyer und Huck Finn.


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Autor

Wolfgang Herrndorf, 1965 in Hamburg geboren und 2013 in Berlin gestorben, hat ursprünglich Malerei studiert. 2002 erschien sein Debütroman «In Plüschgewittern», 2007 der Erzählband «Diesseits des Van-Allen-Gürtels». Es folgten die Romane «Tschick» (2010), «Sand» (2011), ausgezeichnet mit dem Preis der Leipziger Buchmesse, sowie posthum das Tagebuch «Arbeit und Struktur» (2013) und der unvollendete Roman «Bilder deiner großen Liebe» (2014). 2023 wurde die Biographie «Herrndorf» von Tobias Rüther veröffentlicht.

Schönes Buch für den Sommer -- ließ mich allerdings ein bisschen leer fühlen 2023-08-27 12:49:00
"Tschick" von Wolfgang Herrndorf ist zweifellos eines der bemerkenswertesten Bücher, die in den letzten Jahren im deutschsprachigen Raum erschienen sind. Ein Coming-of-Age-Roman, der eine episodische Reise durch ländliche Gebiete Deutschlands schildert, hat er definitiv etwas Besonderes.

Es ist ein Buch, das nach Sommer riecht – das Gefühl von Freiheit, von Abenteuer, die lockere und oft humorvolle Erzählweise machen es zur perfekten Sommerlektüre. Es fängt die Unbeschwertheit der Jugend ein und zeichnet dabei eine Welt, die zwar von Erwachsenenproblemen umgeben ist, diese jedoch aus der kindlichen Perspektive betrachtet. Man kann die warme Sommerluft fast spüren und möchte selbst in einen klapprigen Lada steigen, um ein Abenteuer zu erleben.

Das Buch ist rasant und witzig, und die Charaktere sind charmant in ihrer Unvollkommenheit. Maik und Tschick sind zwei Teenager, die aus verschiedenen Gründen am Rande der Gesellschaft stehen, und ihre Reise ist ebenso eine innere wie eine äußere.

Jedoch muss ich sagen, dass das Buch mich am Ende ein wenig leer hat fühlen lassen. Die Geschichte fließt gut, es gibt Höhepunkte und spannende Momente, aber irgendwie vermisst man den tiefgreifenden Einblick. Es fehlt ein gewisses "Etwas", das den Leser nach dem Zuschlagen des Buches nachdenklich macht oder eine tiefere Emotion hinterlässt. Es ist, als würde man einen Sommerflirt erleben, der Spaß macht, während er dauert, aber keinen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Insgesamt verdient "Tschick" definitiv vier Sterne. Es ist eine angenehme, mitreißende Lektüre, ideal für den Sommer und definitiv ein Buch, das man gerne in einem Rutsch durchliest. Aber erwarten Sie nicht, dass es Sie emotional stark berührt oder Ihnen tiefgreifende Einblicke in die menschliche Seele gibt. Es ist ein Abenteuer, aber vielleicht nicht eines, das Sie ein Leben lang begleiten wird.
Überzeichnet mit unauthentischen Figuren in langatmiger Handlung - enttäuschend 2018-07-30 15:56:00
Dieses Büchlein habe ich von einer Freundin aus Berlin zum Lesen bekommen. Dass es verfilmt wurde, wusste ich bereits. Den Film kenne ich aber nicht.

Coverbild

Auf dem Cover ist eine am Fenster vorbeiziehende Landschaft in verwischten horizontalen Farbbalken zu sehen. Unten der Asphalt, oben der blaue Himmel und in der Mitte irgendwas zwischen Bäume und Leitblanke. Die Schriftsetzung gefällt mir gut. Das Cover kommt gut ohne Schnickschnack aus und lässt das Roadmovie schon ganz gut erkennen.

Handlung

Der 14 jähriger Maik, unter Einfluss der beginnenden Pubertät, lässt sich durch seinen Klassenkamerad tschick zu einer Dummheit überreden. Aus Langeweile in den Sommerferien klauen Sie ein Auto und wollen erst mal weg, Richtung Rumänien. Sie fahren mit dem geklauten Lada einfach drauf los und erleben einen Roadmovie quer durch das Berliner Umland. Immer die Gefahr im Nacken erwischt zu werden, erleben Sie einige Abenteuer und treffen auch auf skurrile Gestalten.

Buchlayout / Haptik

Ein typisches kleines rororo Taschenbuch, ohne Firlefanz oder sonstiges Gimmick. Das schmale Büchlein mit seinen 254 Seiten ist in 49 sehr kleine Kapitel eingeteilt, die nur die Kapitelnummer schmückt.

Idee / Plot

Roadmovies versprechen schon alleine durch die vielen und schnellen Ortswechsel mit Begegnungen von Menschen unterschiedlicher Couleur immer sehr spannend, aufregend und auch komisch werden zu können. Die Idee dazu ist an sich aber nicht neu. Kinder mit dem Auto durch die Landschaft, so einen ähnlichen Titel habe ich mit Arno Franks „So, und jetzt kommst Du“ gelesen. Wobei man betonen muss, dass es sich bei diesem Buch hier um eine fiktive Geschichte handelt.

Emotionen / Protagonisten

Maik Klingenberg ist in der Klasse der Buhmann, der typische Außenseiter. Die Mutter eine Alkoholikerin und der Vater mit seiner Geliebten ständig auf Reisen, hat er in der Schule seinen Ruf als Psycho weg. Aber Maik kommt mir als 14 Jähriger viel zu schwach rüber. Sein Verhalten ist dem Alter nicht entsprechend und ich empfinde ihn als ziemlich dumm. Dabei habe ich nicht das Gefühl, dass der Autor mir das Gefühl vermitteln wollte, Maik wäre in irgendeiner Art zurückgeblieben, hätte also Defizite seinen Mitschülern gegenüber. Ich habe eher den Eindruck, Wolfgang Herrndorf hat seinen Protagonisten so überspitzt „dämlich“ dargestellt, dass es für mich einfach unglaubwürdig ist.

Sein Freund tschick, Andrej Tschichatschow, wird zudem auch ziemlich stereotypisch als typischer Bruder eines russischen Kriminellen dargestellt. Diese Figur bleibt mir ebenfalls verschlossen und kann ich nicht greifen.

Alles in allem wurden ziemlich alle Figuren in diesem Buch sehr stereotypisch gezeichnet und zeigen sich mir ohne Konturen, sondern sind voller Klischees und deswegen auch recht langweilig und im Verhalten absehbar.

Handlungsaufbau / Spannungsbogen

Die Handlung plätschert so über das ganze Buch hinweg ohne wirklich erkennbaren Steigungen oder Dramatik. Trotz direktem Einstieg, bei dem man erst etwas rätseln muss und auf die Auflösung gespannt ist, geht die Geschichte aber recht monoton ohne Höhepunkt weiter und bleibt ziemlich flach und langatmig. Das Ende kommt dann auch ohne finalen Showdown oder überraschender Wendungen.

Szenerie / Setting

Sozialer Brennpunkt Berlin als Schmelztiegel aller vorstellbaren Klischees passt wohl für diese unsinnige Aktion am besten. Klar, dass es hier viele Außenseiter gibt, die sich durch einen Ausflug ins Ungewisse ein unvergessliches Abenteuer versprechen. Wolfgang Herrndorf bedient sich hier aber auch allen verfügbaren Stereotypen und Vorurteilen.

Sprache / Schreibstil

Der Autor lässt die Geschichte in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Maik im Präteritum erzählen. Es wirkt wie im Tagebuchstil, als hätte Maik seine Geschichte auf Kassette gesprochen. Sprachlich fand ich es am Anfang noch recht witzig. Aber im weiteren Verlauf des Buches wurde es immer überzeichneter und unauthentischer. Teilweise richtig platt und nervig. Es gab ein paar nette, lustige Szenen, aber in Gesamtheit hat mich das eher enttäuscht.


FAZIT

Enttäuschend weil viel zu überzeichnet und einfach unauthentisch. Eine fiktive Geschichte die vor lauter Klischees nur trieft und auch die flache Handlung es nicht mehr retten kann. Leider.
2013-09-09 21:05:00