Ein anderer Takt

Ein anderer Takt

von William Melvin Kelley

€ 22,00

Hardcover

versand- oder abholbereit in 48 Stunden

Roman
2019 Hoffmann und Campe
304 Seiten
208 mm x 136 mm
Sprache: Deutsch
978-3-455-00626-1

Besprechung

»Hoffmann und Campe gebührt großer Dank dafür, William Melvin Kelleys Ein anderer Takt , dieses im wahrsten Sinne des Wortes fantastische und hochaktuelle Buch, dem deutschen Markt zugänglich gemacht zu haben.« Dirk von Lowtzow Süddeutsche Zeitung, 20.12.2019

Langtext

"Der vergessene Gigant der amerikanischen Literatur" The New Yorker

Die kleine Stadt Sutton im Nirgendwo der Südstaaten. An einem Nachmittag im Juni 1957 streut der schwarze Farmer Tucker Caliban Salz auf seine Felder, tötet sein Vieh, brennt sein Haus nieder und macht sich auf den Weg in Richtung Norden. Ihm folgt die gesamte schwarze Bevölkerung des Ortes. William Melvin Kelleys wiederentdecktes Meisterwerk Ein anderer Takt ist eines der scharfsinnigsten Zeugnisse des bis heute andauernden Kampfs der Afroamerikaner für Gleichheit und Gerechtigkeit.

Fassungslos verfolgen die weißen Bewohner den Exodus. Was bringt Caliban dazu, Sutton von einem Tag auf den anderen zu verlassen? Wer wird jetzt die Felder bestellen? Wie sollen die Weißen reagieren? Aus ihrer Perspektive beschreibt Kelley die Auswirkungen des kollektiven Auszugs. Liberale Stimmen treffen auf rassistische Traditionalisten. Es scheint eine Frage der Zeit, bis sich das toxische Gemisch aus Wut, Verzweiflung und Hilflosigkeit entlädt. Mal mit beißendem Sarkasmus, mal mit überraschendem Mitgefühl erzählt hier ein schwarzer Autor vom weißen Amerika. Ein Roman von beunruhigender Aktualität.


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Hardcover
Roman
2019 Hoffmann und Campe
304 Seiten
208 mm x 136 mm
Sprache: Deutsch
Übersetzt von: Dirk van Gunsteren; Dirk van Gunsteren
978-3-455-00626-1


Weitere verfügbare Ausgaben:

Autor

William Melvin Kelley wurde 1937 in New York geboren. Mit vierundzwanzig Jahren veröffentlichte er seinen bis heute gefeierten Debütroman A Different Drummer. Nach mehrjährigen Aufenthalten in Paris und auf Jamaika kehrte er mit seiner Familie 1977 nach New York zurück und unterrichtete am Sarah Lawrence College Kreatives Schreiben. Für seine Romane, Kurzgeschichten, Essays und Filme wurde Kelley vielfach ausgezeichnet. Er starb 2017 in Harlem. Dirk van Gunsteren, 1953 geboren, studierte Amerikanistik und lebt in München. Er übersetzte u. a. T. C. Boyle, Peter Carey, John Dos Passos, Jonathan Safran Foer, Castle Freeman, John Irving, Colum McCann, V. S. Naipaul, Thomas Pynchon, Philip Roth, Richard Stark, Oliver Sacks und George Saunders. 2007 erhielt er den Heinrich-Maria-Ledig-Rowohlt-Preis, 2018 den Übersetzerpreis der Landeshauptstadt München.

Vollmundige Verlagswerbung - zu Recht? 2019-09-09 11:02:00

Vor mir liegt die Wiederentdeckung eines Romans, 1962 erschienen, und zwar eines Erstlingsromans eines (fast) vergessenen Autors. „Gigant“ wird der Autor in der Presse genannt, „Eine literarische Sensation“ lobt man den Roman. Warum? Das Thema ist schon in so vielen Variationen behandelt worden, in so vielen unterschiedlichen Schreibstilen verpackt, mal mehr, mal weniger packend. Warum ist dieses Buch eine Sensation? Ehrlich gesagt – ich weiß es nicht.
Die Geschichte spielt in dem kleinen Dorf Sutton, in einem fiktiven Staat im Süden der USA gelegen. Der afroamerikanische Farmer Tucker Caliban versalzt seine Felder, schlachtet Pferd und Kuh, brennt sein Haus nieder und verlässt den Staat, gefolgt von dessen gesamter afroamerikanischer Bevölkerung. Was für ein Szenario, diese gesammelte Weigerung, noch länger in Unterdrückung zu leben. Besonders an der Erzählweise ist sicher, dass ein Afroamerikaner aus der Perspektive der zurückbleibenden Weißen berichtet. Wer wird von nun an die Feldarbeit übernehmen? Was soll nun überhaupt geschehen? Zorn und Hilflosigkeit gleichermaßen machen sich breit, schaukeln sich hoch zu einer gefährlichen Mischung…
Sehr hilfreich war für mich der dem Roman vorangesetzte erhellende Aufsatz über Leben und Werk des Autors William Melvin Kelley. So konnte ich den Roman etwas besser einordnen, auch den manchmal beißenden Humor besser verstehen. Dennoch hatte ich Mühe mit diesem Buch und habe es insgesamt gesehen einfach nicht gerne gelesen. Mit dem Schreibstil kam ich nicht zu Recht oder anders gesagt, die Sprache gefiel mir überhaupt nicht. Ich fand für mich keinen inneren Bezug zur Handlung und zu den Personen. Ich las das Buch gewissermaßen als Pflichtübung und empfand dies als anstrengend. Auch wenn der Inhalt natürlich letztlich heute noch so aktuell ist wie damals, keine Frage. Aber mir gab das Buch leider nichts, es hat mich nicht gepackt. Auch wenn es etwas Besonderes ist, dass ein schwarzer Autor aus Sicht der Weißen erzählt. Auch wenn es durchaus einzelne fesselnde Passagen im Buch gibt. Nein, für mich war das Buch leider keine Sensation.

Mühsame Befreiung 2019-09-08 17:21:00
von
Eine Gruppe von weissen Männern verfolgt perplex, wie die ehemaligen Sklaven ihrer Gemeinde Sutton und bald auch die der umliegenden Orte mit Koffern in den Zug steigen und das Südstaatenland verlassen. Zwar geben sich die Schwarzen nach wie vor unterwürfig, auch weil sie immer noch von oben herab behandelt werden, doch nun wollen sie nur noch selbstbestimmt leben. Die vertraute Welt scheint kopfzustehen, und niemand begreift, was da geschieht. Die grösste Sorge der Weissen lautet: Wie sollen wir jetzt ohne schwarze Arbeiter zurechtkommen?
Aus der Sicht von verschiedenen Mitgliedern der Familien Leland und Willson wird teils dieser Exodus und teils die Vergangenheit kommentiert. Ausser der Erkenntnis, dass es den Schwarzen jetzt einfach reicht und sie für niemanden mehr arbeiten wollen, bleibt unklar, warum dieser radikale Exodus eigentlich stattfindet. Auch bei aufmerksamem Lesen sind die zeitlichen Abläufe für mich verworren geblieben. Der gegen Schluss geschilderte Gewaltakt erklärt zwar manches, fügt sich aber nicht so richtig in den Ablauf ein. Weitgehend bin ich im Nebel getappt. Klarheit schaffen hingegen David Willsons datierte Tagebuchaufzeichnungen ab 1931.
Die Sprache ist salopp, sobald die Schwarzen zitiert werden. Anschaulich erzählt, fesselt die Geschichte den Leser bald, und die Geschichte liest sich flüssig. Lesestoff über das Thema "Schwarz sein in Amerikas Südstaaten" sollte unbedingt geschrieben und gelesen werden, und es gibt zum Glück einiges davon. Insgesamt bin ich aber eher enttäuscht, da ich von einer "literarischen Sensation" mehr erwartet habe. Tut mir leid.
Rassismus der nicht endet 2019-09-01 18:06:00
von begine

Der Autor William Melvin Kelly Lebte von 1937 bis 2017. Sein Roman „Ein andere Takt“
spielt um 1957. Er wird ungewöhnlich von dem dunkelhäutige Autor aus der Sicht der Weißen geschrieben. Ein Lob an der Hoffmann &Campe Verlag, das er dieses brillante Werk herausgegeben hat.
Er ist ein Zeugnis der amerikanischen Minderheitenpolitik, die immer noch aktiv ist.

Man erfährt, wie der Vorfahre des 1957 lebenden Tucker Calibans mit seinem Sohn als Sklave nach Sutton im Süden der USA eintrifft. Die Geschichte ist wie üblich grausam und brutal. Da wird schnell gemordet, es kommt auf ein Menschenlehnen nicht an.
Als um 1962 die farbige Bevölkerung plötzlich aus dem Ort verschwinden sind die Weisen aufgebracht und suchen bis zum Ende Schuldige. Das Ende wird nicht direkt beschrieben aber doch angedeutet.
Ein anderer Takt ist eine bewegendes Stück Zeitgeschichte, eine gute Literatur.